April 2016, Andalusien: Es ist wieder soweit! Wie jedes Jahr muss TinLizzy auch in diesem Jahr kräftig geputzt werden, und zwar von unten! Als wir TinLizz´s Winterhafen in El Rompido in Richtung unserer Werft bei Cádiz in Puerto Sherry verlassen, merken wir es sofort: Wir sind langsam, sehr sehr langsam! Wir führen einen satten Algen- und Muschelwald am Rumpf unseres Schiffes mit uns. Das ist allerdings unser kleinstes Problem…. :::::
Mittwoch, den 13. April – Fast eine Woche haben wir gebraucht, um TinLizzy nach der Winterpause wieder segelklar zu machen. Das Wetter war so schlecht, dass wir nur stundenweise an Bord arbeiten mochten und uns oft lieber mit einem guten Buch unter unserer schönen neuen Kuchenbude verkrochen haben. Dabei wollen wir möglichst schnell in die Werft nach Puerto Sherry bei Cádiz! Es ist einiges zu reparieren an Bord, bevor es auf die große Sommerreise gehen kann! Außerdem muss das Unterwasserschiff gereinigt und gestrichen werden.
Wir laufen schließlich Mitte April an einem Mittwoch frühmorgens mit Still- bzw. Hochwasser aus El Rompido aus. Die Ausfahrt ist abenteuerlich! Die Winterstürme haben die Fahrrinne kräftig verschoben, und am Rand des mit Tonnen markierten Fahrwassers brechen sich die Wellen. Wir holen sicherheitshalber unseren Kiel hoch, suchen uns in der Mitte eine ruhige Stelle und rauschen schließlich mit voller Fahrt durch. Wenig später auf dem Atlantik merken wir sofort, dass wir heute nicht weit kommen werden. Der Algen- und Muschelwald, den wir am Unterwasserschiff mit uns herumschleppen, bremst TinLizzy gewaltig aus.
Es ist wenig Wind, und wir laufen unter Motor Richtung Südost. Obwohl wir den Kraftstoffhebel fast am Anschlag haben, machen wir nicht mehr als 4,5 Knoten! Weit kommen wir auf diese Art und Weise nicht, und schon am frühen Nachmittag machen wir deshalb in der Marina von Mazagon wieder fest. Ein Blick an die Wasserkante zeigt: Der Algenteppich ist nicht dünner geworden.
Wir gehen in der Hafenbar essen und machen danach Siesta. Erst abends machen wir einen Landausflug. Wir gehen an der Küste entlang, dann am Strand treppaufwärts durch Pinienwälder in die Stadt. Hier sehen wir, dass der viele Regen der letzten Tage sein Gutes hatte: Zwischen den Bäumen grünt und blüht es überall.
Donnerstag, den 14. April – Es weht ein kräftiger Wind, und zwar genau aus Süd-Ost, also der Richtung, in die wir fahren müssen. Wir legen gegen 10 Uhr ab und entschließen uns, das Groß zu setzen und mit Motorunterstützung fast genau gegenan zu fahren. Chipiona ist das Ziel, und etwa 35 Seemeilen liegen vor uns. Das ist nicht viel für eine Tagesetappe, aber da wir immer noch unseren Algenteppich mitschleppen, reicht uns das. Wir werden kräftig durchgeschaukelt und wir vermeiden es beide, uns zu lange unter Deck aufzuhalten. Nur nicht seekrank werden!
Wie erwartet brauchen wir für die Etappe eine kleine Ewigkeit, denn TinLizzy macht unter diesen Bedingungen einfach nicht mehr als 4-5 Knoten. Nicht nur der Algenteppich, auch die Welle bremst uns kräftig aus. Wo TinLizzy normalerweise durch die Wellen pflügt, schaukelt sie jetzt unentschlossen vorwärts. Unangenehm!
Unterwegs bekommen wir Besuch: Ein kleiner, windzerzauster Vogel landet im Cockpit. Sichtlich erschöpft nimmt er auf der Backbordseite neben der Genuaschot Platz und ruht sich aus. Unser blinder Passagier verschwindet genauso unvermittelt, wie er kam. Nach einer 20-minütigen Ruhepause fliegt er wieder Richtung Land davon.
Gegen 18 Uhr laufen wir erschöpft in Chipiona ein. Wir sind zu müde, um noch essen zu gehen. Aber weil wir unterwegs nur Cracker futtern konnten, ist noch ein leckeres Reisgericht im Kühlschrank!
Freitag, den 15. April – O nein, nicht schon wieder! Als wir morgens unter Motor aus Chipionas Hafenausfahrt auslaufen, fängt es nach 5 Minuten plötzlich laut an zu piepen. Motoralarm, Überhitzung. Was ist das denn? Wir kehren sofort um.
Mittlerweile kennen wir unsere liebe Technik ganz gut und finden schnell heraus: Der äußere Kühlkreislauf ist intakt und funktioniert wunderbar. Der innere Kühlkreislauf allerdings scheint zu wenig Wasser zu haben. Ein Blick unter den Motor zeigt Fürchterliches: Eine ekelhafte, rostbraune Brühe schwappt in der Bilge hin und her.
Ein Mechaniker, der glücklicherweise vor Ort ist, bestätigt unseren Verdacht: Der innere Kühlkreislauf ist undicht. Er findet auch sofort das Leck, eine defekte, durchgerostete Pumpe – und die Ursache: „No es liquido refrigerifico“! Hääh? Wie bitte? Haben wir nicht ein fast neues Schiff? Haben wir nicht regelmäßig und nach Fahrplan Inspektion machen lassen, und zwar von ausgewiesenen Fachleuten?
Wir können es kaum glauben, doch es ist so: Irgendein Volltrottel hat bei Inbetriebnahme des Motors einfaches Leitungswasser in den inneren Kühlkreislauf gekippt, und alle danach inspizierenden „Experten“ haben dies übersehen. Wir natürlich auch- obwohl wir uns nicht als „Experten“ bezeichnen würden! Jetzt ist der Kreislauf mächtig korrodiert und die Pumpe kaputt.
Wir beratschlagen hin und her. Das muss repariert werden, aber wo? Ersatzteile gibt es hier nicht, wir müssten sie bestellen und darauf tagelang warten. Und unseren Termin in der Werft, den würden wir verpassen.
Da ein guter Segelwind weht, wagen wir es: Wir füllen den inneren Kühlkreislauf provisorisch mit dem guten spanischen Mineralwasser (ohne Sprudel !) und machen uns dann auf den Weg.
Es wird eine Rauschefahrt. Wir segeln hoch am Wind, zunächst raus auf den Atlantik, um etwas Höhe zu holen. Dann – nach einer Wende – in Richtung Rota. Mit jeder Seemeile werden wir schneller, denn die Algen haben offensichtlich langsam aufgegeben. Zuletzt hängen wir sogar eine 45-er Dufour ab, die mit uns auf demselben Kurs läuft. Das letzte Stück toppt alles. Mit halbem Wind sausen wir in die Bucht von Cádiz. Zum Schluss haben wir phasenweise fast 8 Knoten auf der Logge.
Kurz bevor wir in den Hafen von Puerto Sherry einlaufen, checken wir nochmal die Kühlflüssigkeit. Fast nichts verlorengegangen! Wir schmeißen den Motor an und machen am Steg fest.
Jetzt steht erstmal wieder eine Woche Landleben an! Wir werden für die Reparaturarbeiten erneut die Experten ans Werk lassen… Glücklicherweise haben wir mit dieser unserer Werkstatt hier in Puerto Sherry im letzten Jahr ausnehmend gute Erfahrungen gemacht. Wir werden sehen!
Donnerstag, d. 21. April – Eigentlich wollten wir morgen los. Wir waren in Gibraltar, in Tarifa und Conil, und auch rund um Puerto Sherry haben wir fleißig die Gegend erkundet. TinLizzy lag derweil aufgebockt in der Werft.
Mittlerweile ist das Unterwasserschiff gereinigt und mehrfach gestrichen, ein defektes Hykraulikkabel repariert, die Opferanoden sind ausgetauscht. Nur die defekte Kühlwasserpumpe, die ist immer noch nicht geliefert worden…..
– Vorherigen Törnbericht lesen – Nächsten Törnbericht lesen –
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