August 2018, Azoren – (BW) Ich bin zwar später gekommen, aber eindeutig schneller als er. Meine Waschmaschine läuft schon längst, da steht der Skipper der Bella immer noch hilflos davor und bekommt sein Maschinchen einfach nicht an. „It´s my first stay here in Velas“, erklärt er mir, „could you help me, please?“ Na klar, ich kann ! ::::
Freitag, d. 20. Juli 2018, Terceira, Azoren – Das war eine kurze Nacht! Gegen 5 Uhr, es ist noch stockdunkel, weckt Jochen mich auf. „Unser Schlauchboot ist weg!“
Als er am frühen Morgen wegen Regenwetter und starkem Schwell wach wurde, beschloss er, sicherheitshalber nach dem Anker zu schauen. Doch der Anker sitzt fest, TinLizzy hängt immer noch sicher am Haken. Es ist nur: das Dinghi und der Außenborder fehlen! Geklaut?
Wohl kaum. Bei diesem Scheisswetter bleiben auch die Diebe lieber zuhause. Außerdem gibt es hier viele, viele andere Ankerlieger, und die meisten haben ein besseres Dinghi als wir. Bei unserem muss sich in der Welle einfach der Festmacher gelöst haben. Wohin unser Dinghi aber getrieben ist, können wir in der Dunkelheit nicht erkennen. Mist. Wir brauchen unser Dinghi gerade heute! Im Hafen ist kein Platz, und wie sollen wir jetzt Sohn Felix und Freundin Lara vom Flughafen abholen und an Bord bringen?
Als die Sonne um 6 Uhr aufgeht, machen wir uns mit TinLizzy auf den Weg, um die Bucht nach unserem Dinghi abzusuchen. Diesmal ist uns das Glück hold! Wir finden unser Dinghi schon nach 15 Minuten am anderen Ende der Bucht. Das Ufer ist hier von Felsen, Wellenbrechern und Steinmolen umsäumt, doch unser Schlauchboot trieb brav an den einzigen kleinen Sandstrand weit und breit. Allerdings wird es dort jetzt von der Brandung wild hin- und her geworfen.
Wir werfen den Anker weit vor der Brandungszone, aber TinLizzy rollt in der See dennoch ganz ordentlich. Jochen springt ins Wasser, schwimmt zum Strand und zieht unser Dinghi aus der Brandung in den Schutz hinter der nächsten Mole. Das Dinghi ist gerettet und noch heil – doch leider (kein Wunder!) springt der Außenborder nicht an. Also heisst es rudern gegen Wind und Welle, um das Dinghi wieder zum Schiff zu bringen.
Um 9 Uhr liegen wir erneut in der Ankerbucht bei Praia da Vitoria, jetzt wieder *mit* Schlauchboot. Jochen ist erschöpft, aber hochzufrieden mit sich und der Welt. Auch mit einem Schlauchboot kann man echte Abenteuer erleben! Mein Skipper bekommt ein ordentliches Frühstück mit Schinken und Eiern, und dann müssen wir auch schon aufbrechen. Der Flieger aus Lissabon landet um 11:50 Uhr.
Leider ist das Wetter immer noch azorianisch. Es regnet, und der Himmel ist wolkenverhangen. Felix und Lara werden sich umstellen müssen. In Hamburg ist derzeit Hitzewelle – die beiden kommen aus einem Sonnen-Sommer der Superlative und landen in einer Waschküche…
Samstag, d. 21. Juli 2018, Terceira – Heute kleine Inselrundfahrt. Das Wetter ist so lala, wir sehen nicht allzu viel und werden immer wieder nass. Aber das macht nichts. Es ist nicht kalt. Wir fahren quer über die Insel, besuchen Felshöhlen, Kraterseen und Felsbadestellen. Gelegentlich reisst der Himmel auf. Dann zeigt sich, wie schön die Azoren sind. Überall blühen zur Zeit die Hortensien!
Zurück in Praia machen wir einen Grosseinkauf. Wir werden in den nächsten Tagen viel vor Anker liegen, denn die Häfen sind voll! Da sollte genug Bier an Bord sein ;-). Gott sei Dank ist mittlerweile der Außenborder wieder fit. Wir müssen für den Lebensmittel- und Biertransport nicht rudern.
Montag, d. 23. Juli 2018, Angra – Weitergezogen nach Angra. Die Sonne scheint, und wir können unter Groß und Genua bis an die Südspitze der Insel laufen. Erst kurz vorm Ziel muss der Motor ran.
Wir haben großes Glück, denn direkt vor Angra sehen wir in der Ferne eine kleine Schule von Grindwalen. Wir hätten sie fast übersehen, wäre nicht ein Whale-Watcher in der Nähe herumgefahren. Auch wir halten darauf zu, reduzieren unsere Geschwindigkeit und schauen ein wenig zu. Immer wieder schön!
Wie erwartet ist die Marina in Angra voll, ein Platz ist nicht zu bekommen. Wir gehen deshalb direkt vor der Marina und dem Strand in die Ankerbucht. Der Ausblick ist phantastisch – bis irgendwann dicke Wolken und Nieselregen aufziehen und die Bucht in dichten Nebel tunken. Von der Stadt ist fast nichts mehr zu sehen. Wir bauen unsere Kuchenbude auf, damit wir im Cockpit nicht so nass werden.
Abends fahren wir mit dem Dinghi an Land, um essen zu gehen. Im Hafenrestaurant ist es mega-voll, aber oben auf dem Hang finden wir eine nette kleine Kneipe, Ausblick auf die ankernde TinLizzy im Menü inbegriffen. Sicherheitshalber setzen wir uns unter einen großen Sonnenschirm – doch es bleibt trocken.
Dienstag, d. 24. Juli 2018, Terceira – Sao Jorge – Heute morgen gleich um 8 Uhr den Anker gelichtet, Felix und Lara schlafen noch. Es sieht aus, als ob die Sonne heute die Oberhand gewinnen würde. Als wir aus der Bucht auslaufen, liegt östlich hinter Angra zwar eine dicke, fette Regenwolke, aber der Wind kommt aus Nord. Dort ist alles blau, blau, blau.
Wir laufen bei mäßigem Wind auf Raumschot-Kurs in Richtung Südwesten, das ist für Segel-Neulinge kein angenehmer Kurs! Es schaukelt gewaltig, aber die Sonne scheint und scheint. Lara macht sich gut. Auch als wir in den „Canal“ zwischen den Inseln Sao Jorge und Pico einbiegen und hoch am Wind gegen Welle und Strom ankämpfen müssen, hält sie im Cockpit die Stellung – wenn auch etwas schweigsam. Das war echt tapfer, Lara, Hut ab!!
Gegen 18 Uhr machen wir im Hafen von Velas fest. Jetzt erstmal Essen gehen!
Donnerstag, d. 26. Juli 2018, Sao Jorge – Heute ist Wandertag. Felix und Lara wollen auf den Pico da Urze, um von dort abwärts zur Faja do Santo Cristo und schließlich zur Faja dos Cubres zu wandern. Jochen wird sie begleiten, ich gebe den Chaffeur. Gleich morgens um 10 Uhr bringe ich alle mit dem Mietwagen auf den Berg, mache selbst eine kleine Inselrundfahrt, und hole die drei schließlich nachmittags in der Faja wieder ab.
Das Ganze ist offensichtlich anstrengend gewesen. Gegen 15 Uhr treffe ich in der Faja auf einen ziemlich erschöpften und hungrigen, aber zufriedenen Trupp Wanderer. Wir essen in der kleinen Kneipe ein Schnitzel-Brötchen und trinken ein Bier. Dann geht es zurück aufs Schiff. Schnell duschen und ein bisschen ausruhen, denn abends sind wir mit unseren Freunden Dirk und Ulrike in der Faja das Almas zum Essen verabredet.
Freitag, d. 27. Juli 2018, Sao Jorge – Ruhetag. Bis auf einen kleinen Besuch bei Dirk und Ulrike bzw. auf ihrer Hausbaustelle im Örtchen Urzelina passiert heute nichts. Die beiden zeigen uns ihre entstehenden Gästehäuser und ihren Garten. Im azorianischen Klima gedeihen Mangos, Avocados, Wein und vieles andere. Alles wächst wie Hulle. Felix ist begeistert und beginnt, von einem Aussteigerleben auf den Azoren zu schwärmen.
Samstag, d. 28. Juli 2018, Horta – Heute nach Faial gesegelt. Wieder ankern wir in der Bucht. Wieder fahren wir mit dem Dinghi an Land, um Essen zu gehen. Im Cafe Peter Sport treffen wir uns mit Bernd und Julie von der Milagro, es gibt viel zu erzählen.
Später lassen wir uns von den beiden zurück an Bord bringen, Felix und Lara wollen noch ein wenig Horta-Nightlife mitnehmen. Morgen reisen sie wieder heimwärts!
Sonntag, d. 29. Juli 2018, Horta – Es heißt Abschied nehmen. Heute Mittag geht der Flieger nach Terceira, von dort fliegen Felix und Lara zurück nach Hamburg. Es ist Nieselwetter. In Hamburg aber wartet immer noch der Sommer.
Dienstag, d. 31. Juli 2018, Azoren – Sind mittlerweile wieder allein – und zurück in unserem Lieblingshafen in Velas auf Sao Jorge. Ich bin irgendwie ein bisschen traurig, doch Zeit zum Abhängen ist keine. Es sind jede Menge Arbeiten zu erledigen, bevor wir weiterreisen können. Insbesondere ist ein riesiger Berg Wäsche zu waschen!
Ich mache mich morgens auf den Weg in den Wäscheraum der Marina, in dem es zwei Waschmaschinen gibt. Eine davon ist frei, die andere wird gerade vom Skipper der „Bella“ befüllt, die als Charter-Boot unterwegs ist und Gäste an Bord hat.
Ich bin zwar später gekommen, aber eindeutig schneller. Meine Waschmaschine läuft schon längst, da steht der Skipper der Bella immer noch hilflos davor und bekommt sein Maschinchen einfach nicht an. „It´s my first stay here in Velas“, erklärt er mir, „could you help me, please?“ Ich kann.
Als sich die Trommel zu drehen beginnt, bemerke ich, dass er Handtücher und Geschirrtücher geladen hat, die Temperatur aber nur auf 30 Grad eingestellt ist. Ob er die richtige Temperatur eingestellt habe, frage ich. Diese Wäsche könne er wahrscheinlich auch auf 60 Grad waschen. Der Skipper überlegt eine Weile und schüttelt dann den Kopf. Das ginge nicht, erwidert er, er habe seine Bordschuhe mit hineingegeben ….
Ich kann einen Lachkoller nur mühsam unterdrücken, verabschiede mich schnellstens und gehe wieder zurück an Bord. Da überkommt es mich, ich lache, lache und lache. Männer!
Mein Mann wundert sich. Was daran so lustig sei? Schuhe mit den Geschirrtüchern waschen? Das habe er auch schon so gemacht. Hilfe!
Ich beschließe, die Aufgabenverteilung an Bord erneut zu überdenken. Die Waschküche ist ab sofort ausschließlich mein Revier ;-).
– *Vorherigen Törnbericht lesen* – Nächsten Törnbericht lesen –
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