September 2015, Ilha Deserta: Es ist eigenartig. Wir sind keine Strandsitzer, und unsere Strandaufenthalte gestalten sich zumeist eher kurz. Aber wenn wir mit unserem Schiff TinLizzy unterwegs sind, dann ist das anders. Wo und wann auch immer wir irgendwo trockenfallen können, heisst es: Rauf auf den Sand – und warten, warten, warten….::::
Mittwoch, den 9. 9 – El Rompido: Nun sind wir also wieder hier, in unserer Lieblingslagune „El Rompido“. Sieht so aus, als würden wir auch den Winter hier verbringen, und nicht auf den Kanaren, in der Karibik oder sonstwo. Es ist schön hier, und man ist schnell zuhause in der Heimat – und das ist ein wichtiger Aspekt. Nicht nur, weil ich einfach gerne zuhause bin, das habe ich in den letzten Monaten gemerkt! Leider erwarten uns dort auch einige unangenehme und nicht aufschiebbare Pflichten, wie wir schon letzte Woche per Email erfahren haben….
Die Laune ist deshalb etwas gedrückt. Ich für meinen Teil bin im Reinen damit, vorerst hier in Andalusien zu bleiben. Jochen aber hätte gerne noch sein großes Abenteuer gehabt, und er hadert ein wenig mit dem Schicksal….
Donnerstag, d. 10.9. – Ayamonte: Wir wollen noch ein paar Wochen segeln. Mittags mit Stillwasser machen wir uns auf den Weg nach Ayamonte, einem Städtchen am portugiesisch-spanischen Grenzfluss Rio Guadiana. Wir haben – wie immer – blauen Himmel und besten Segelwind. Die Ansteuerung von El Rompido passieren wir bei ablaufendem Wasser. So haben wir zwar eine etwas unangenehme Welle, denn Wind und Dünung sind gegenan, aber dafür ist mit Sicherheit genug Wasser unterm Kiel.
Hoch am Wind kreuzen wir in Richtung Nord-West auf. Wir müssen den einen oder anderen Haken schlagen, und erst gegen Abend sind wir in Ayamonte. Kurz vor der Hafeneinfahrt gehen wir vor Anker und erkunden Stadt und Hafen per Dinghi. Man hat uns gewarnt: Die Einfahrt sei sehr eng und versandet, und das Hafenbecken sehr flach. Stimmt! – aber für TinLizzy wird es dennoch reichen, das sehen wir sofort. Wir melden uns im Hafenbüro für den nächsten Tag an und machen uns einen schönen Abend in der Stadt.
Freitag, d. 11.9. – Ayamonte: Hafentag. Die Stadt gefällt uns richtig gut! Die Innenstadt ist authentisch und völlig unprätentiös. Touristen gibt es hier nur wenige, denn die Strände sind zu weit weg. Dafür kann man umso besser einkaufen. Die Versorgungslage – besonders für Segler – ist top!
Wir bunkern Wasser, waschen Wäsche, verproviantieren uns, kaufen ein paar Schrauben und andere Kleinteile für Arbeiten am Schiff. Zwischendurch kommt – schwimmend – eine alte Bekannte vorbei: Eine dicke, fette Antlantikqualle, etwa einen Meter lang, besucht uns an der Badeleiter. Das hatten wir doch vor einigen Wochen schon einmal ….
Samstag, d. 12.9. – Auf ins Waddenmeer! Wir wollen noch einmal in die Wattenlandschaft von Faro. Früh am Morgen, es ist noch stockduster, brechen wir auf. Mit ablaufendem Wasser passieren wir die Mole der Flusseinfahrt. Nur in den Morgenstunden wird ein mäßiger Nord-West-Wind wehen, den wir ausnutzen wollen. Bereits am Vormittag soll es flautig werden.
Mit bis zu 8 Knoten rauschen wir hoch am Wind Richtung Culatra. Als wir die Lagunenwelt erreichen, ist es 12 Uhr – und windstill. Wir gehen vor der Insel Culatra vor Anker und genießen das Leben.
Montag, d. 14.9. – Ilha Culatra: Inselhüpfen. Wir sind eine Insel weitergezogen und ankern jetzt vor der Ilha Deserta. Wir treffen dort in der Strandbar Bekannte, ein Seglerpaar aus El Rompido, und hören, dass ein Starkwindgebiet naht. Die beiden wollen sich deshalb in einen Hafen verziehen.
Dienstag, d. 15.9. – Tatsächlich, die Lagune leert sich. Ein Schiff nach dem anderen verlässt die Lagune, um den erwarteten starken Südwest-Wind irgendwo in der Marina abzusitzen. Wir für unseren Teil bleiben. Wir wissen, dass unser Anker das aushält, das hatten wir hier schon!
Wir erkunden stattdessen mit dem Dinghi die Nachbarbucht, die bei Niedrigwasser komplett trockenfällt. Wär das nicht was für uns?
Es ist eigenartig. Wir sind keine Strandsitzer, und unsere Strandaufenthalte gestalten sich zumeist eher: kurz. Anders ist es, wenn wir mit unserem Schiff TinLizzy unterwegs sind. Wo und wann auch immer wir irgendwo trockenfallen können, sind wir dabei….
Noch am selben Abend verlegen wir uns nach nebenan. Hier sind wir komplett geschützt, und der Wind kann uns nichts anhaben. In der Nacht fallen wir das erste Mal trocken. Übermütig patschen wir barfuss durch das Watt, über uns ein fantastischer Sternenhimmel.
Mittwoch, den 16.9. – Ilha Deserta: Frühmorgens ist Hochwasser, und dann fällt und fällt der Wasserspiegel wieder. Diesmal können wir was sehen. Wir beobachten fasziniert, wie die Landzunge vor uns immer größer wird, bis schließlich die gesamte Bucht trockengefallen ist. TinLizzy steht auf Sand wie festgemauert, und zwar kerzengerade!
Leider wird das Wetter immer schlechter. Wir bekommen nicht nur massig Wind, sondern auch Regen, Regen, Regen. Macht aber nix, denn kalt ist es nicht.
Wir genießen unsere Bucht, die wir uns nur mit den Möwen teilen müssen. Die – und andere Wattvögel auch – finden hier Nahrung im Überfluss, denn überall gibt es Muscheln und Krebse und anderes Gewürm. Hier könnten auch wir uns ein leckeres Abendessen sammeln, wenn …. ja wenn wir uns besser auskennen würden!
Gegen Nachmittag steigt das Wasser wieder, der Wind lässt nach, und wir überlassen die Bucht wieder den Vögeln. Wir verlegen das Schiff erneut vor die Insel. Auch hier sind wir wieder allein.
Donnerstag, den 17.9. – Schock – schwere Not! Morgens wollen wir schwimmen gehen und stellen fest: Das Wasser ist eisig kalt! Ein gigantisches Tief über dem Nordatlantik hat das Wasser dort ordentlich umgerührt; wir hörten von Freunden, die in Falmouth auf ein Wetterfenster für die Überfahrt über die Biscaya warten, dass es dort seit Tagen kräftig bläst und saukalt ist. Der portugiesische Strom und der starke Süd-Westwind der letzten Tage müssen riesige Kaltwassermengen hierher zu uns gebracht haben. Binnen weniger Tage fiel die Wassertemperatur um mehr als 5 Grad! 16,5 Grad zeigt unser Thermometer heute morgen, und das empfinden wir jetzt – da wir im Sommer Temperaturen um die 25 Grad gewöhnt waren – als „kurz über arktisch“!
Wir überwinden uns trotzdem, absolvieren schnaufend etwa 5-10 Schwimmzüge dicht hinter der Badeleiter, und dann reicht es uns. So ungefähr muss sich Eisbaden anfühlen.
Freitag, den 18.9. – Immer noch kein Warmbadetag. Die Wassertemperatur ist aber leicht gestiegen, 17,5 Grad zeigt das Thermometer. Wieder steigen wir in die eisigen Fluten, und diesmal wasche ich mir sogar die Haare…. Das geht so: Haare einschäumen, ab ins Wasser, untertauchen – und dann mit der Dusche an der Badeleiter mit lauwarmem Wasser, das sich dann fast heiß anfühlt, das Salzwasser herausspülen.
Mittags fahren wir mit dem Dinghi an den Strand von El Farol gegenüber. Das Wetter hat sich wieder gefangen. Schönster Sonnenschein, blauer Himmel, türkisfarbenes Wasser. Was muss der Mensch da noch in die Karibik? Wenn da nur die Wassertemperaturen nicht wären – dann wäre sogar mein Mann jetzt wieder glücklich. Aber vielleicht schafft es die Sonne ja nochmal…..
Es grüßt Euch,
Barbara
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