Mai 2017, Lanzarote, Kanaren – Als Segler haben wir immer einen Blick auf die Wetterentwicklung. Was macht der Wind? Was sagen die Wellen ?? Hier auf Lanzarote ist für unsere Ausflugsplanung eine weitere Frage hinzugekommen, und die lautet: Sind Kreuzfahrtschiffe in der Nähe? ::::
Montag, d. 24. April, La Graciosa, bei Lanzarote – Nach 5 Tagen am Anker in der Bucht von La Francesa sind wir gut erholt. La Graciosa ist wunderbar! Doch morgen soll der Nordwind abnehmen und übermorgen dann auf Süd drehen. Bis dahin wollen wir in Arrecife sein. Wir lichten den Anker, werfen noch einen letzten Blick auf „unsere“ Ankerbucht und laufen dann mit ausgebaumter Genua Richtung Süden.
Wir wissen, dass es auf den Kanaren mit der Idylle vorerst vorbei sein wird. Auf Lanzarote ist ganzjährig Saison, und zuletzt kamen jährlich fast 2,5 Million Touristen auf die Insel – die selbst nur etwa 140 T Einwohner hat. Es wird also voll!
Wider Erwarten ist jedoch in der neuen, modernen Marina in Arrecife viel, viel Platz. Obwohl der Hafen selbst nicht zu den schönsten zählt, hat er was. Wir werden freundlich empfangen, per Funk bekommen wir sofort einen Liegeplatz zugewiesen, und als wir anlegen wollen, steht da schon ein Marinero, um die Leinen anzunehmen.
Wir checken ein, klaren auf und gehen dann in die Stadt zum Essen. Zwar gibt es auch im Hafen zahlreiche Restaurants, aber die sind uns zu schickimicki, und sie sind – wie auch die Shoppingmeile – wohl eher im Hinblick auf das nahe Kreuzfahrtterminal angelegt worden.
Im Ort jedoch geht es ganz gemütlich zu. Wir finden ein nettes Restaurant direkt an der Lagune und sitzen mit Blick in die untergehende Sonne. Das Essen ist gut, es ist warm. Was will der Mensch mehr?
Dienstag, d. 25. April, Arrecife – Nach fast einer Woche am Anker ist einiges zu tun an Bord. Wir füllen Wasser auf, spülen die Salzkrusten vom Deck, putzen den Flugrost von den Relingsstützen, waschen Wäsche, gehen Einkaufen. Der Capitano besorgt uns außerdem einen Mietwagen, mit dem wir die Insel erkunden wollen.
Mittwoch, d. 26. April, Arrecife – Jetzt wissen wir, warum es hier in der Marina so viele Geschäfte gibt. Im nahen Fährhafen legen mehrmals pro Woche Kreuzfahrtschiffe an. Egal ob AIDA, Costa Irgendwas oder „Mein Schiff“, man sieht die Ozeanriesen schon aus der Ferne. Als schwimmende Hotels sind sie, da die hiesigen Häuser in der Regel nicht höher als zwei bis drei Stockwerke zählen, stets das größte Haus am Platze. Ein echter Wirtschaftsfaktor – und wahrscheinlich sind die Kreuzfahrer für die Canarios deshalb wichtiger als die Langfahrtsegler. Wir, wir sind lediglich romantische Kulisse ….
Kurz nachdem die Riesenkähne morgens angelegt haben, wird ausgeladen. Dann fährt ein Reisebus nach dem anderen vor, um die Passagiere aufzunehmen und mit ihnen im Schnelldurchlauf die Sehenswürdigkeiten der Insel abzufahren. SCHNELL muss es gehen, schließlich geht es abends nach lautem „Tuuuuuuut“ schon wieder weiter. Auf, auf – zur nächsten Insel!
Donnerstag, d. 27. April, Arrecife – Erste Ausfahrt. Wir fahren mit dem Mietwagen hoch in den Norden und wollen eigentlich die Jameos del Agua und die Cuevas de los Verdes besuchen. Doch daraus wird nichts. Sowohl bei der einen als auch der anderen „Attraktion“ ist es rappelvoll. Wir haben zu ausgiebig gefrühstückt – und alle anderen Touristen sind vor uns hier angekommen. Der Parkplatz ist dicht, und oben, das können wir sehen, stehen lange Schlangen vor der Kasse. Wir drehen unverrichteter Dinge wieder ab und fahren weiter Richtung Norden. Anscheinend haben wir den Schwarm jetzt überholt. Als wir an der nördlichen Spitze am Mirador del Rio ankommen, ist es: leer. Na also. Wir genießen das Panorama, werfen einen letzten Blick auf „unsere“ letzte Ankerbucht am Playa Francesa und trinken einen Cafe Cortado, bevor wir uns wieder zu TinLizzy auf den Weg machen.
Als wir zurück an Bord sind, bläst der Südwind immer kräftiger, und zwar direkt in unser Cockpit. Es ist kalt, und wir bauen unser Cockpit-Zelt auf! Was ist das denn?
Freitag, d. 28. April, Arrecife – Heute sind wir klüger. Gleich um 9 Uhr machen wir uns mit dem Mietwagen auf den Weg. Wir wollen den Südwesten der Insel besichtigen. Dort gibt es riesige Lavafelder und Vulkankegel, außerdem einige interessante Lagunen und Strände.
Zunächst allerdings schauen wir uns Puerto del Carmen und unseren potentiell nächsten Hafen, Puerto Calero, an. Wir stellen fest: Das ist ganz und gar nichts für uns! Beide Orte sind absolute Kunst-Gebilde. Hier ist nichts, aber auch nichts authentisch.
Ganz anders sieht es dann aber auf der Nordseite der Insel aus. Über Yaiza erreichen wir schließlich El Golfo und den Lago de los Clicos. Der Ort ist schnuckelig, der Strand toll – und alles wird getoppt von einer smaragdgrünen Lagune. Obwohl sich mit uns auch hierher einige andere Touristen verirren, ist es nicht überfüllt. Wir finden mittags sogar ein Plätzchen auf der Terasse des ersten Restaurants am Platze – mit Super-Aussicht!
Samstag, d. 29. April, Arrecife – Arbeit ist angesagt. Unser Nanni-Diesel hat jetzt über 600 Motorstunden auf dem Buckel, und es ist ein Ölwechsel fällig. Den wollen wir diesmal selbst machen. Ob es funktioniert? Schließlich sind weder Jochen noch ich technisch sonderlich versiert… Meine Befürchtungen erweisen sich als überflüssig. Der Ölwechsel gelingt, und unser Altöl können wir hier dank der guten Infrastruktur problemlos und umweltgerecht entsorgen. Bis auf ein paar Ölflecken an Jochens T-Shirt geht nichts schief.
Abends gehen wir mit Peter von der Segelyacht Grace an der Lagune von Arrecife essen. Wir trafen die SY Grace vor genau einem Jahr in Andalusien, seitdem verfolgen wir uns auf Facebook. Peter ist einhand hierher gesegelt und schon seit letztem Winter auf Lanzarote. Anders als wir liegt er aber nicht in der Marina, sondern zünftig vor Anker vor der alten Hafenmole…
Sonntag, d. 30. April, Arrecife – Wir wollen in den Parque Nacional de Timanfaya. Dort kann man die vulkanische Geschichte der Insel Lanzarote in Natura besichtigen. Weil wir vor dem großen Ansturm vor Ort sein wollen, brechen wir um 8:30 Uhr ohne Frühstück auf. Doch ach, o Schreck! Da stehen doch am Kreuzfahrt-Terminal tatsächlich schon 5 Busse bereit. Wo wollen die denn hin?
Wir sehen zu, dass wir Land gewinnen. Als wir nach kleinem Umweg schließlich im „Centro de Visitantes“ des Parks ankommen, ist es noch leer. Wir lassen uns viel Zeit, um uns über die Geologie sowie Flora und Fauna der Insel zu informieren.
Die letzten großen Vulkanausbrüche in Lanzarote im 18. und 19. Jahrhundert begruben etwa ein Viertel der Insel unter glühender Lava und Geröll. Obwohl seitdem fast 300 Jahre vergangen sind, ist von Vegetation – anders als auf den Azoren – noch nicht viel zu sehen. Nur ein paar Flechten, Büsche, Insekten und Reptilien können das trockene Klima und die große Hitze des Sommers aushalten. Die Erosion schreitet nur langsam voran, und pro Jahrtausend entsteht gerade einmal 1 mm Erde, die von Pflanzen zum Wurzeln genutzt werden könnte. Wir sind beeindruckt. Als wir das Zentrum verlassen, sehen wir die Insel mit anderen Augen – und entdecken überall und in buntesten Farben: Flechten!
Wir verbringen im Centro etwa 1 1/2 Stunden. Zu viel – denn in dieser Zeit „überholen“ uns mindestens 10 Busse und 200 Mietwagen. Die Theorie haben sie offensichtlich ausgelassen. Als wir im Park ankommen, stehen an der Einfahrt lange Schlangen aus beiden Richtungen, und drinnen ist es rappelvoll. Auch die Kreuzfahrer-Busse vom Fährterminal in Arrecife sind schon da.
Glücklicherweise ist alles perfekt organisiert. Durch den Park fährt man nicht im eigenen Wagen, sondern: mit Bussen. Alles geht zack-zack. Ein Parkwächter weist uns ein, dirigiert uns zum Abfahrtspunkt, und keine fünf Minuten, nachdem wir aus dem Auto ausgestiegen sind, sitzen wir schon im Bus für die Parkrundfahrt.
Die Route durch die Vulkanlandschaft ist beeindruckend, auch wenn es – wegen des Andrangs – etwas zu schnell vorangeht. Nach 30 Minuten haben wir alle Attraktionen des Parks abgefahren. Hhm. Schade, ich wäre gern mal ausgestiegen….
Na ja. War trotzdem schön, und wir haben viel gelernt. Als Segler haben wir immer einen Blick auf die Wetterentwicklung. Was macht der Wind? Was sagen die Wellen ?? Hier auf Lanzarote kommt für die Ausflugsplanung eine weitere Frage hinzu. Die lautet: Sind Kreuzfahrtschiffe in der Nähe ??? Dann heißt es: Früher aufstehen!
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