September 2017, La Gomera, Kanaren – Um 23 Uhr, wir haben uns gerade hingelegt, beunruhigt uns ein ungewöhnliches Geräusch, ein lautes Knarzen. Was ist das denn?? Jochen geht an Deck, um nach dem Anker zu schauen – und ruft wenige Sekunden später: „Die Nacht ist zu Ende!!!“. Hääh ??? Ich stolpere müde ins Cockpit und sehe sofort, warum. ::::
Samstag, d. 9.9. San Miguel, Tenerife – Wir sind Ankerjunkies. Wir lieben das Leben am Anker, das morgendliche Bad im Meer, den Ausblick auf die untergehende Sonne, den unglaublichen Sternenhimmel in den einsamen Buchten, das sanfte Wiegen in der Koje. Dieser Sucht ist es geschuldet, dass wir uns heute trotz Starkwind in der Marina verabschieden und auf den Weg in die Bucht am Montana Roja machen, in der wir schon bei unserer Anreise nach San Miguel gelegen haben.
Es kachelt mit 6 Beaufort, und der Schwell ist recht ordentlich; aber wir wissen, dass uns ein Düseneffekt dort in der Bucht gut zur Welle hin ausrichten wird und wir am Anker nicht „rollen“ werden. Ein Ankern der „romantischen Art“ wird es dennoch nicht werden, das ist klar. Es ist nur: Im Hafen feiert die Fischereigemeinschaft an diesem Wochenende ein Fest. Schon seit gestern läuft eine Musikanlage auf Hochtouren. Es wummert bis zur Schmerzgrenze, und immer wieder ist es „Despacito“! Rauf und runter, immer wieder. Langsam, ganz langsam nagt das an unseren Nerven. Das kann mein Mann nicht aushalten, das verstehe ich wohl. Allzuweit entfernen dürfen wir uns vom Hafen aber nicht, denn wir müssen am Montag (hoffentlich!) ein Paket mit unserem neuen Außenborder abholen.
Um 13:00 ist das Boot klar zum Ablegen. Unsere Stegnachbarn beäugen uns argwöhnisch, warnen uns sicherheitshalber nochmal vor der „Acceleration“ – dem Wind, der heute besonders stark sei – und winken uns dann zum Abschied verständnislos zu. Bei dieser Sause an den Anker? Und dann auch noch vor den Montana Roja, zu dem man gegen den Starkwind aufkreuzen muss??
Wir lassen uns nicht beirren, und schon um 15:30 Uhr fällt unser Anker nach einem sportlichen Kreuzkurs (Kuttersegel und 2 Reffs) in den Sandgrund vorm roten Berg. Am Ufer ist fröhliches Treiben, die Badenden genießen die Brandung …. Wir können allerdings nicht an Land, jedenfalls nicht mit dem Dinghi, dazu ist viel zu viel Welle. Deshalb baden wir von Bord aus. Das ist auch nicht schlecht – und weniger sandig .…
Erst am Abend beginnt der Stress. Anders als an den vorherigen Tagen – und anders als angekündigt – beruhigt sich der Wind nicht. Im Gegenteil: Gegen 20 Uhr pustet Rasmus mit bis zu 30 Knoten, das sind satte 7 Beaufort, durch die Düse am Montana Roja. Schön ist das nicht, der Wind macht einen Höllenlärm; das ist fast schlimmer als Despacito, sagt selbst mein Mann, und außerdem schaukeln wir jetzt doch wie wild hin und her. Mist!! Da macht das Kochen keinen Spaß; da schmeckt das Abendessen nicht, und Rotwein und Kerzenlicht gibt es auch nicht dazu.
Um 23 Uhr, wir haben uns gerade hingelegt, beunruhigt uns ein ungewöhnliches Geräusch, ein lautes Knarzen. Was ist das denn?? „Ich gucke schon …“ , sagt mein Mann und geht an Deck, um nach dem Anker zu schauen. Wenige Sekunden später ruft er laut: „Die Nacht ist zu Ende!!!“.
Hääh ??? Ich stolpere müde ins Cockpit und sehe sofort, warum. Unser Anker slippt, und der Wind treibt uns sofort mit einem Affenzahn hinaus aufs Meer. Jetzt piept auch noch der Ankeralarm, wie nervig. Also: Motor an, Anker auf – und ein neues Ankermanöver fahren. Glücklicherweise ist die Bucht leer, außer uns ist dort nach wie vor niemand!
Wir gehen erneut vor Anker, legen ein langes Stück Extra-Kette. Diesmal wird der Haken hoffentlich halten! Jochen schläft sicherheitshalber im Cockpit, dann ist er schneller am Steuerstand, wenn ich es unten wieder knarzen höre ….
Sonntag, den 10.9., Playa de la Tejina, Tenerife – Es hat sich ausgeweht. Irgendwann am Morgen läßt der Wind nach. Nach einem geruhsamen Morgenbad machen wir uns ein schönes Sonntagsfrühstück – und freuen uns: Wir haben sogar „Netz“, um ein paar Anrufe nachhause zu machen.
Ich backe Brot, und abends kommt ein leckeres Gemüsecurry auf den Tisch. Diesmal mit Wein, Kerzenschein und romantischem Sternenhimmel….
Montag, d. 11.9. , Barranco Secco, Tenerife – Morgens machen wir uns auf den Weg zur „Riesenrutsche“. Die Überfahrt nach La Gomera wollen wir nicht von San Miguel aus starten, denn wir müssten die Zone zwischen den Inseln, in der stets ein beschleunigter Wind weht, dann wieder auf einem ungemütlichen Amwind-Kurs durchsegeln. Wir werden deshalb zunächst weit nach Nordwesten fahren, dort abends irgendwo in einer Bucht ankern, und die „Acceleration“ dann am nächsten Morgen auf einem kommoden Raumschotskurs abreiten.
In San Miguel halten wir kurz an, um unseren Außenborder an Bord zu nehmen, den der Hafenmeister netterweise für uns vom Zoll angenommen hat. Das Paket liegt im Hafenbüro zur Abholung bereit, und schon nach 10 Minuten können wir weiterziehen.
Wir runden – jetzt unter Motor – Teneriffas südlichste Spitze und nehmen Kurs auf Los Cristianos, das Mekka des sonnenhungrigen Pauschaltouristen. Hier wird es jetzt richtig voll, voll, voll!! Noch nie haben wir in den letzten Jahren auf dem Atlantik mehr als 3 -4 Boote in Sichtweite gehabt. Hier – vor Los Cristianos – zählen wir 19, 20, 21…. Etwas stressig ist, dass sich hier niemand, aber auch niemand, um die Schiffahrtsregeln kümmert. Kollisionsverhütung? Das ist was für dünnhäutige Besucher von auswärts! …..
Gegen Abend passieren wir Los Gigantes und überlegen, ob wir in den kleinen Hafen gehen. Schließlich gibt es dort, das wissen wir von unserem Landbesuch , jede Menge nette Restaurants…
Wir entscheiden uns dagegen. Um 19 Uhr fällt der Haken zwei, drei Seemeilen weiter vor einer beeindruckenden Felskulisse in einer winzigen Bucht vorm „Barranco Secco“. Wir liegen ruhig wie in Abrahams Schoß, und kurz von Sonnenuntergang genießen wir ein Schauspiel der besonderen Art: Die tiefstehende Sonne scheint von unten in eine Wolke, die sich in den Barranco schiebt, und dabei entsteht ein wunderschöner REGENBOGEN. Damit hatten wir hier, in der „trockenen Schlucht“, wirklich nicht gerechnet!
Dienstag, d. 12.9. , Punta Gaviota, La Gomera – Heute geht es Richtung San Sebastian auf die Insel La Gomera. Um 10:30 Uhr lichten wir den Anker, um uns auf die „Riesenrutsche“ zu begeben. Allerdings beginnt unser Törn anders als erwartet zunächst mit einem Amwind-Kurs. Der Wind (wer weiß schon, warum) weht auf den ersten drei bis vier Meilen aus Süd.
Auf dem letzten Drittel der Überfahrt erwischt uns dann die Acceleration. Mit etwa 5 Beaufort bläst es aus Nord , so dass wir auf einem schnellen Halbwindkurs Richtung San Sebastian rauschen.
Wieder überlegen wir, ob wir in den Hafen gehen. San Sebastian soll sehr schön sein ….
Wieder entscheiden wir uns für die Ankerbucht. Südlich von San Sebastian gibt es zahlreiche davon ….
Wir übernachten am Punta de Gaviota, auch diesmal vor einer fantastischen Felskulisse. Es ist des nachts total dunkel, allerdings sieht man in östlicher Richtung die Lichter von Los Cristianos am Horizont schimmern.
Mittwoch, d. 13.9., San Sebastian, La Gomera – Nach einem sonnigen Badetag in den Buchten von La Gomera haben wir TinLizzy am frühen Abend schließlich in der Marina von San Sebastian festgemacht. Der Hafen liegt, das sehen wir sofort, zwischen zwei Badestränden. In die kleine Stadt ist es nicht weit. Wir werden sie aber erst morgen erkunden.
Am Steg werden wir sofort von Martina von der Vairea begrüsst. Endlich, endlich treffen wir uns mal! Schon seit vielen Monaten „verfolgen“ wir – die Crews der TinLizzy und die der Vairea – uns und unsere Reisen gegenseitig auf Facebook und in unseren Blogs, aber noch nie kreuzten sich unsere Wege in der richtigen Welt. Jetzt ist es soweit! Wir freuen uns schon auf lustige Abende beim leckeren kanarischen Wein ….
– Vorherigen Törnbericht lesen – Nächsten Törnbericht lesen –
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