August 2014: Mit Segelfreundin Kerstin und unserem Neffen Jonas planen wir – nach aufregenden Wochen auf der Nordsee – eine entspannte Tour in der dänischen Südsee. Doch es kommt anders. Winde nie unter 5 Beaufort: So wird auch die dänische Inselwelt eine kleine Herausforderung.
Am Samstag, dem 10. August wechselt die Crew. Tochter Hanna und Sohn Felix gehen von Bord, und Kerstin aus Hamburg sowie unser Neffe Jonas aus Dortmund schiffen ein. Geplant ist ein gemütlicher Törn in der dänischen Ostsee.
Als wir am Sonntag aus Kappeln auslaufen, sagt der Wetterbericht 4-5 Windstärken aus Südost voraus. Uns ist etwas mulmig. Wir – mit etlichen Seemeilen auf dem Buckel – können das locker ab. Kerstin, selbst auch Skipperin, ebenfalls. Doch Jonas – 15 Jahre alt, Jollensegler und als solcher zum ersten Mal auf einer Segelyacht unterwegs – wie würde er das wegstecken?
Wir überlegen hin und her. Der Wind soll stärker werden, und wenn wir heute nicht auslaufen, dann wird es die nächsten Tage nichts mehr… Mit TinLizzy wird der Trip über den kleinen Belt nicht lange dauern – in 3-4 Stunden wäre es geschafft … Also: wagen wir´s.
Als wir um halb zehn aus Kappeln auslaufen, haben wir milde 10 Knoten Wind. Im Sonnenschein schippern wir auf Raumschotkurs Richtung Schleimünde und dann nah Marstal auf Ärö.
Jonas übernimmt das Ruder. Er macht das – obwohl er bisher noch nie auf einem Dickschiff gesegelt ist – unheimlich gut. Talentiert, der Junge! Als Jollensegler hat er ein gutes Gefühl für das Schiff. Auch die Umstellung von der Pinnensteuerung auf das Steuerrad macht – wir glauben es kaum – keinerlei Schwierigkeiten.
Doch leider, leider hat der Wetterbericht wieder einmal untertrieben. Gegen 12 Uhr haben wir nicht 4-5, sondern saftige 6 Windstärken. Und das ist mit achterlichem Wind nicht eben angenehm. TinLizzy rauscht nur so durch die Wellen, die immer höher werden, und wie befürchtet wird Jonas langsam fahl im Gesicht. Die Seekrankheit hat ihn erwischt, doch er schlägt sich tapfer.
Als wir um 14 Uhr in Marstal im Fischereihafen anlegen, ist er schon wieder munter, und beim Festmachen in Marstal kann er schon wieder mithelfen.
Dennoch verordnet ihm Co-Skipperin Barbara – gegen seinen Willen – am nächsten Tag eine Pause. Der Wind hat weiter zugenommen – und obwohl TinLizzy im Schutz der Insel Ärö lediglich zum nächsten Hafen in Äröskobing segeln würde – sagt sie: Nein! Segeln bei 6 Windstärken, ohne Not, das überlassen wir lieber den eingefleischten Seebären…
So also machen sich Kerstin und Jochen alleine auf den Weg, und wir – Jonas und Barbara – nehmen den Bus Richtung Ärösköbing.
Kaum dort angekommen, sehen wir TinLizzy schon in der Ansteuerung von Arösköbing einlaufen. Weil immer noch ein kräftiger 6er bläst, erspart sich der Skipper die engen Boxengassen in der Marina und legt im Fischereihafen längsseits an. Hier herrscht zwar reges Treiben, und ständig legt nebenan eine Fähre ab oder an – aber wir sind mittendrin und bis in die idyllische Altstadt von Arösköbing ist es nur ein Katzensprung.
Wir gehen flanieren, Eis essen, bunkern Lebensmittel – und ruckzuck ist er vorbei, unser Tag im schönen Ärösköbing.
Am Morgen des nächsten Tages machen wir uns auf den Weg nach Lyö. Der Wind bläst immer noch ordentlich – und macht uns leider einen Strich durch unsere Törnplanung. Bei so viel Wind kommen wir mit unserem Schiff nicht in den engen Hafen! Wir versuchen, vor Lyö zu ankern, doch auf dem krautigen Grund hält der Anker nicht – und wo der gute Sandgrund ist, kann man bei dieser Welle leider nicht erkennen. Also: Ändern wir unseren Plan und laufen Faborg an. Im großen Vorhafen finden wir wieder einen schönen Platz, um längsseits zu gehen.
Weil das Wetter immer schlechter wird, spannen wir die große Zeltplane über dem Cockpit auf. Das ist gut, denn schon bald regnet es in Strömen.
Am nächsten Morgen geht es weiter. Der Wind hat glücklicherweise etwas nachgelassen, so dass wir uns ohne Sorgen auf den Weg über den Belt zurück Richtung Heimat machen können. Jonas hat sich mittlerweile sowieso voll an das Segeln auf TinLizzy gewöhnt. Er geht Ruder wie ein Alter, und auch mit der Navigationssoftware hat er sich schon angefreundet. Keine Probleme also…
Am frühen Nachmittag haben wir den Belt geschafft, jetzt müssen wir nur noch ein Stück in den Als-Sund hineinkreuzen. Schließlich laufen wir gegen 18 Uhr im Hafen von Dyvig ein. Wir liegen am Außensteg, haben eine wunderbare, freie, Aussicht auf die Bucht und genießen den Abend sehr. Einziger Wermutstropfen: Der Wind hat so viele Quallen in die Dyviger Bucht getrieben, dass wir uns ein Bad von der Badeplattform aus ersparen.
Unseren Badespaß bekommen wir erst am übernächsten Tag in der Bucht von Höruphavn. Rasmus meint es zum Abschluss unserer Segelwoche doch noch mal richtig gut mit uns und beschert uns milde Winde und Temperaturen für eine Nacht vor Anker.
Wir kochen, schlemmen, staunen: Der Mond geht in der frühen Nacht als glutrote Sichel auf – und schon bald haben wir einen wunderbaren Sternenhimmel. Morgens sind alle Quallen verschwunden, und wir nutzen die Gunst der Stunde: nix wie rein in die Wellen!
Frisch gebadet machen wir uns auf den Weg zurück nach Kappeln. Wir segeln mit halbem Wind die Küste entlang – und haben nicht viel zu tun. Am Steuer steht die ganze Zeit: Jonas!
Es grüßt Euch Barbara
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