Mai 2019, Galicien, Rias Altas – (BW) Wir sind mitllerweile akklimatisiert und frieren kaum noch. Krank sind wir bisher auch nicht geworden. Eine Kajüt-Temperatur von 15° Celsius empfinden wir als „angenehme Raumtemperatur“, und eine Wassertemperatur von 14° C kann uns nicht mehr schocken. Nur der ständige Regen, der nervt irgendwie ::::
Mittwoch, d.15.05., A Coruna – A Coruna, so behaupten es die Klimaexperten, bringt es im Monat Mai auf eine mittlere Temperatur zwischen 11° und 17° Celsius, und es regnet an 13 von 31 Tagen. Dies können wir bestätigen!
Die Stadt ist in punkto Mistwetter führend. Verregneter als hier ist es im Mai nur in Cork (Irland, 14 Tage). Bereits Dublin (12), Reykjavik (10), Hamburg (9), Oslo (8) oder Skagen (7) sind dagegen die reinsten Schönwetter-Zonen!
In der letzten Woche regnete es vier Tage lang fast ununterbrochen. Den (etwa 250.000) Einwohnern scheint das nichts auszumachen. In stoischem Gleichmut öffnen sie bei Schauern ihre Regenschirme und stapfen gemächlich weiter durch die Gassen, als sei nichts geschehen. Wir machen es nach und erkunden trotz Regenwetter die Altstadt, das Aquarium, den Mercado und die Einkaufsmeile.
Glücklicherweise kommt auch in A Coruna nach dem Regen die Sonne – und wir können in bestem Frühlingswetter eine Wanderung auf Corunas Hausberg „Monte de San Pedro“ machen. Auch eine Fahrradtour entlang der Küste zum Torre de Hercules und rund um die Stadt absolvierten wir im Sonnenschen. Jetzt ist wieder Schluss mit Lustig, und die Wetterfrösche sagen für mindestens vier Tage Mistwetter voraus.
Auf die zweite Staffel von „The Rain“ haben wir allerdings keine Lust mehr! Wir werden die neuerliche West-Lage nutzen, um vor dem Wind weiter in Richtung Osten zu segeln. Unser Plan ist es, die „Rias Altas“ abzusegeln, das sind fjordähnliche Buchten an der galicischen Nordküste, ähnlich den „Rias Bajas“ im Süden. Die Rias Altas gelten allerdings als ungeschützter und sind deshalb von der Gemeinde der Fahrtensegler bisher kaum erschlossen.
Gegen 11 Uhr heißt es: Leinen los. Wir segeln trotz leichten Nebels und schlechter Sicht in Richtung Nordosten. Nach 30 Seemeilen biegen wir in den Ria de Cedeira ein und gehen vor der Stadt und hinter einer Mole vor Anker. Obwohl der Strand wunderschön ist, verspüren wir keinerlei Lust auf einen Landausflug. Es regnet, und es ist kalt ….
Donnerstag, d. 16.05., Puerto de Carino – 20 Seemeilen weitergezogen. Von der Küste haben wir kaum etwas gesehen. Es regnet, die Sicht ist schlecht, und dass es kalt ist (16°C), brauchen wir nicht mehr zu erwähnen. Wir fühlen uns wie die Nordmänner auf Entdeckungsreise – irgendwo in Irland oder Schottland. Ich trage, das erste Mal seit Jahren, unter der Segelkluft dicke Unterwäsche – und auf dem Kopf eine Mütze.
TinLizzy steuert die „Enseada de Santa Marta“ an. Am besten geschützt erscheint uns „Puerto Carino“ zu sein, ein kleiner Fischereihafen am westlichen Ausgang, der von einer dicken Mole begrenzt ist. Diesmal trauen wir uns mit dem Dinghi an Land. Barfuß und mit aufgekrempelten Hosenbeinen hopsen wir aus dem Dinghi ins kalte Wasser an den Strand – dort aber , ein Handtuch haben wir mitgenommen, ziehen wir uns ganz schnell wieder dicke Socken und Schuhe an. So sind die Füße zwar zuerst furchtbar kalt – sie werden dann aber richtig heiß!
Wir flanieren durch den Ort und gehen einkaufen, doch schon bald erwischt uns die nächste Regenfront. Während der Rückfahrt zum Schiff werden wir patschnass. Wieder an Bord tunke ich von der Badeleiter aus noch einmal meine sandigen Füße in das Meerwasser. „Oh! Überhaupt nicht kalt!“, staune ich, bis Jochen mich nach einem Blick auf das Thermometer eines Besseren belehrt. Wir haben eine Wassertemperatur von 14 ° Celsius…
Freitag, d. 17.05., Puerto Bares – Die nächste Bucht. Heute fällt unser Haken in den Sandgrund vorm Strand von Bares im „Ria del Barquero“. Strand und Dörfchen sind ein echter Hingucker. Wir haben die Bucht für uns allein, obwohl es am Ufer ein paar sehr schöne Restaurants gibt und man dort auch gut anlanden kann. Sofort geht es auf einen kleinen Landausflug. Wieder barfuß mit dem Dinghi an den Strand, rein ins kalte Wasser, dann schnell die Füße abtrocknen, und … wir drehen heißfüßig eine Runde durchs Dorf und reservieren uns im besten Haus am Platze einen Tisch für ein Abendessen mit Meer- und TinLizzy-Blick.
Zurück an Bord bemerken wir: Wir sind mittlerweile voll akklimatisiert und frieren kaum noch. Krank sind wir bisher auch nicht geworden. Eine Kajüt-Temperatur von 15°Celsius empfinden wir als „angenehme Raumtemperatur“. Nur der ständige Regen, der nervt irgendwie.
Samstag, d. 18.05., Puerto Bares – Jochen wird übermütig. Die Bucht hier sei so geil, da müsse er einfach schwimmen gehen…. Gleich nach dem Aufstehen hüpft er von der Badeleiter aus ins 14° C „warme“ Ozeanwasser und schwimmt … eins, zwei, drei, vier, fünf Züge, bevor er keuchend wieder an Bord klettert. Das war gut!, meint mein Mann. Anscheinend ist er jetzt endgültig zum Wikinger geworden….
Um 12 Uhr ziehen wir eine Bucht weiter. Vor dem „Praia da Covas“ im Ria de Viveiro machen wir schon um 14 Uhr wieder Halt. Hier werden eine letzte Nacht am Anker verbringen, obwohl es eine gute Marina gibt. Es regnet Bindfäden und die Böen pfeifen durch die Bucht. Wir haben unter diesen Bedingungen keinerlei Lust auf Hafenmanöver, und so schauen wir von unserer Kajüte aus traurig auf einen Kilometer langen und hellsandigen Traumstand. Bei diesem Scheißwetter hat aber selbst mein kleiner Wikinger keine Lust zum Baden….
Immerhin sind jetzt 8 von 13 Regentagen abgearbeitet. Ab morgen soll es wettermäßig wieder aufwärts gehen. Sonnenschein und sehr, sehr schwache Winde aus der falschen Richtung! Das klingt nach Landausflug, Strandleben –
oder aber einem kleinen Abenteuer?! Wir wollen mit TinLizzy unbedingt mal wieder trockenfallen!
Mittwoch, d. 22.05., Portocelo – Nur drei Tage in Viveiro verbracht, obwohl das Städtchen sehr schön ist. Gestern haben wir Lebensmittel und Wasser für ein paar Nächte fernab der Zivilisation gebunkert. Es ist nämlich, man staune, allerschönstes Sommerwetter und fast windstill! Heute geht es deshalb nach Portocelo – in eine Bucht, die bei Niedrigwasser komplett trockenfällt. Da muss TinLizzy hin!
Schon gegen 10:30 Uhr fahren wir mit halber Tide ein, holen unseren Hubkiel hoch und warten. Wir können zugucken, wie das Wasser abfließt. Um 13 Uhr stehen wir auf dem Sand. Es ist warm, 25°C, die Sonne scheint, und wir haben die Bucht für uns allein. Ein Paradies!
Donnerstag, d. 23.05., Ribadeo – Leider müssen wir heute schon wieder weiter. Später am Tag sollen Wind und Wellen aufkommen, und dann kämen wir hier womöglich nicht wieder raus, da sich dann – bei Niedrigwasser – vor der Ausfahrt möglicherweise Grundseen brechen. Wir starten deshalb gleich frühmorgens bei Hochwasser. Es ist immer noch völlig windstill, das Wasser ist glatt, und TinLizzy tuckert unter Maschine in Richtung Osten. Um 11:30 Uhr laufen wir Puerto Burela an. Wir wollen dort auf Wind warten. Erst nach einem ausführlichen Mittagessen und einer kleinen Siesta lichten wir gegen 14 Uhr wieder den Anker.
Jetzt zeigt sich, dass die Biskaya immer für eine Überraschung gut ist: Was als laues Schönwetter-Tuckern auf einem Ententeich begann, endet wenige Stunden später als wilde Rauschefahrt.
Der Wind brist mächtig auf, und wir sausen mit ausgebaumter Genua und Groß nur so dahin. Bis zu 10 Knoten zeigt unsere Logge. Innerhalb von zwei Stunden, wir sind kurz vor der Einfahrt nach Ribadeo, haben wir alles Tuch bis auf das Groß im 2. Reff wieder geborgen. Der Windmesser zeigt jetzt konstant 6 Beaufort, und wir surfen auf einer 2-3 Meter-Welle. Das war nirgendwo so angesagt!
TinLizzy rauscht mit fast 8 Knoten in die Mündung des Ria de Ribadeo ein. Bei diesem Wind haben wir aber keine Lust auf Hafenmanöver! Wir bergen das Großsegel, umschiffen unter Maschine vorsichtig die zahlreichen Flachs in der Mündung und finden schließlich guten Grund in 3 Meter Wassertiefe, etwa auf Höhe des Örtchens Castropol. Ein toller Ankerplatz!
Durch die Hügel von Ribadeo pfeifen die Böen allerdings so heftig, dass TinLizzy ordentlich schwojt. Je nachdem, in welche Richtung wir uns ausrichten, sehen wir die Hafenanlage von Ribadeo, die Werft von Figueras, das wunderschöne Städtchen Castropol – und: die sattgrünen Hügel und Berge Asturiens! Der Ausblick nach Süd-Osten ist der reine Wahnsinn!! Hier sieht es so aus wie auf auf der Milchtüte mit dem Bild von den glücklichen Kühen ….
Wir freuen uns schon sehr auf die Weiterreise – auch wenn wir vermutlich wieder die Wollsocken auspacken müssen!
– *Vorherigen Törnbericht lesen* – Nächsten Törnbericht lesen –
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