Oktober 2017, La Gomera, Kanaren – Wir lesen gerade den „Valle-Boten“ und kichern leise vor uns hin, da wabert plötzlich ein seltsamer, irgendwie vertrauter Duftcocktail aus Pollo Asado, Zimtschnecken, Ayurveda-Tee und Weleda-Körpermilch durch die Gassen. Und während ich noch freudig-überrascht schnuppere und mich an die Patchouli-Räucherstäbchen meiner Jugendjahre erinnere, kommt „Tom“ aus Hamburg-Ottensen an unseren Tisch und schafft es, mir seine Kopfhörer aufzuschwatzen und mir vom iPhone eine „Spezial-Compilation“ afrikanischer und arabischer „World-Music“ vorzuspielen ::::
Mittwoch, d. 4.10. San Sebastian, La Gomera – San Sebastian gefällt uns. Seit drei Wochen sind wir jetzt hier, und das ist eine lange Zeit – jedenfalls für Jochen. Ihn zieht es sonst meist schon nach einer Woche weiter, und lediglich mir zuliebe bleiben wir zwei… Hier aber hält er es gut länger aus. La Gomera ist klein, überschaubar, gemütlich und unprätentiös.
Auf La Gomera fehlen die tollen weißsandigen Strände, und in der Folge ist die Insel für typische Pauschal-Sonnentouristen uninteressant und wird bisher von keiner internationalen Airline direkt angeflogen. Welch ein Glück! Wer hier herkommen will, muss die Fähre von Teneriffa nehmen. Und wer hier mit der Fähre ankommt, will wandern, schnorcheln, tauchen, Wale beobachten – und ansonsten einfach ein wenig abhängen.
Auch wir haben uns in den letzten Tagen nicht gerade verausgabt. Morgens an den schwarzen Lavastrand von Las Cuevas zum Schwimmen gegangen, dann ein paar Ausflüge gemacht. Die Insel ist mit dem Mietwagen schnell erkundet, und allzu viele Ziele gibt es nicht. Umso beeindruckender waren aber die Wanderungen, die uns in den Naturpark Garajonay geführt haben. Der Ausblick vom Gipfel des Garajonay ist atemberaubend, und die Pfade und Steige, die durch den „Nebelwald“ führen, sind einmalig. Im Inneren ist La Gomera wegen der Feuchte bringenden Passat-Wolken selbst im Spätsommer so sattgrün, dass man es kaum glauben kann. Wir wähnen uns fast wieder zurück auf den Azoren!
Dennoch zieht es uns heute für einen kurzen Ankerausflug hinaus aus dem Hafen. Wir wollen für ein paar Tage Badeurlaub wieder in „unsere“ Bucht am Punta Gaviota, und dort werden wir uns vermutlich mit Martina und Daniel von der Vairea treffen.
Donnerstag, d. 5.10. Punta Gaviota, La Gomera – Das sind die besonderen Freuden des Lebens am Anker: wenn man mit dem Dinghi losfährt, um die Nachbarn zu besuchen …..
Gestern Abend setzten wir zur Vairea über, um einen Sundowner zu trinken. Sie ankert direkt vor einer gigantischen Felswand. Mit einbrechender Dunkelheit sehen wir: Es gibt tatsächlich noch Höhlenmenschen auf La Gomera! Einige der Höhlen im unwegsamen Felsufer sind beleuchtet – und wohl bewohnt. Jetzt können wir uns auch erklären, warum wir hier kürzlich immer mal wieder „Nacktwanderer“ in den Felsen gesehen haben. Es müssen Touristen sein, die ein Urlaubserlebnis der besonderen Art suchen: FKK, in den Felsen von La Gomera. Oder sind es Aussteiger, Hippies? Leider können wir sie nicht fragen, denn nur gelegentlich verirrt sich einer an den Felsstrand und ins Wasser ….
Gegen Mittag winken wir der Vairea zum Abschied zu. Die beiden wollen weiter in Richtung Valle Gran Rey, und jetzt haben wir die Felsenbucht für uns allein. Auch wir wechseln jetzt in den „Hippie-Modus“ und gehen nackt baden ….
Samstag, d. 7.10. San Sebastian, La Gomera – Wir sind wieder im Hafen , um im Mercado von San Sebastian unsere Vorräte aufzustocken und in der Marina unsere Wassertanks aufzufüllen. Tschüss, San Sebastian!!! Noch ein letztes Mal schwimmen am schwarzen Strand von Las Cuevas, einen letzten Blick über die Bucht werfen, und ein letztes Mal Kaffee trinken gehen bei „El Ciosco“ unter den großen Lorbeerbäumen im Stadtzentrum. Jetzt heißt es: weiterziehen.
Sonntag, d. 8.10., Valle Gran Rey, La Gomera – Gleich morgens legen wir in San Sebastian mit Ziel Valle Gran Rey ab. Es wehen nur schlappe 2 Beaufort aus Süd, und das reicht nicht, um gegen die Welle anzusegeln. Deshalb laufen wir zunächst unter Motor Richtung Südwesten.
Jochen ist ein wenig traurig, denn er hatte sich mehr erhofft. Nach zwei öden Stunden unter lautem Motorgebrumm aber hat Rasmus Mitleid mit uns und schickt: die „Acceleration“!!! Wir haben kaum die südliche Spitze Gomeras am Punta La Naiz gerundet, da fegen uns plötzlich 5 Windstärken aus Nordwest um die Nase. Wer sagt´s denn !? Wir setzen die Segel, binden ein Reff ins Groß und sausen auf Kreuzkurs Richtung Nordwesten. TinLizzy rauscht mit bis zu 8 Knoten durch die Welle, und mein Mann bekommt Leuchtäuglein…..
Bereits gegen 13 Uhr sind wir in Puerto de Vueltas in Valle Gran Rey. Wir ankern vor dem Playa de Argaya kurz hinter der Hafenmole. Am Ufer steht ein Hippie-Wohnmobil in Regenbogenfarben. Ab und zu gehen ein junger Mann (nackt) und eine junge Frau (ebenso) davor auf und ab. Gelegentlich kommen auch junge Leute mit Rucksack vorbei und verschwinden hinter einem großen Felsmassiv. Dort scheint der nächste Strand zu sein, vermutlich mit FKK-Felshöhlen …
Wir schauen aus der Ferne interessiert zu, denn von Bord können wir noch nicht gehen. Der Wind heult mit bis zu 25 Knoten um die riesigen Felswände von Vueltas, und mit unserem Dinghi müssten wir direkt gegenan. Sofern wir irgendwo ankämen, wären wir patschnass!
So gehen wir erstmal schwimmen (nackt), sonnen uns (ebenso), und Jochen hält danach ein kleines Nickerchen. Ich wechsele flugs vom Hippie- in den Hausfrauenmodus (mit Shorts und T-Shirt) und backe uns einen leckeren Mango-Streuselkuchen und ein Vollkornbrot. Hier in Vueltas soll es zwar einen deutschen Bäcker geben, aber ob wir dort jemals hinkommen???
Gegen 19:30 Uhr, der Streuselkuchen ist fast aufgegessen, schläft der Wind ein. Wir machen uns sofort auf den Weg nach Vueltas und ziehen dort unser Dinghi auf den Strand. In der Cofradia de los Pescadores (Fischereigemeinschaft) gehen wir essen. Danach ziehen wir durch die nächtlichen Gassen. Sehr, sehr schön, das Städtchen !!
Montag, d. 9.10., Valle Gran Rey, La Gomera – Morgens sofort wieder mit dem Dinghi nach Vueltas gefahren. Der Ort hat was. Zwar ist nicht zu verkennen, dass es hier eine große, deutsche „alternative“ Einwanderer-Szene gibt und sich die Stadt auf ebensolche Touristen bestens eingestellt hat. In der Nähe des Hafens gibt es einen deutschen Metzger, für die deutschsprachige Leserschaft gibt es den„Valle-Boten“ (Von Vueltas bis Lofoten – liest alle Welt den Valle-Boten); und für die alternativ- und esoterisch angehauchte Besucherschaft bietet man Yoga-Kurse, Bio-Danza und Tantra-Massage. Dennoch wirkt Vueltas irgendwie authentisch, einheimische und zugewanderte Gomerianer scheinen gut miteinander auszukommen.
Gegen Mittag sitzen wir in einem kleinen Cafe. Die junge Frau, die unsere Bestellung aufnimmt, ist sehr erstaunt, als wir unseren Crepe und unseren Cafe con Leche auf spanisch bestellen. Sie antwortet genauso – aber es klingt sehr holprig. Später wechseln wir ins deutsche….
Wir lesen gerade im Valle-Boten und kichern leise vor uns hin, da wabert plötzlich mit aufkommenden Wind ein seltsamer, irgendwie vertrauter Duftcocktail aus Pollo Asado, Zimtschnecken, Ayurveda-Kräutertee und Weleda-Körpermilch durch die Gassen. Und während ich noch freudig-überrascht schnuppere und mich an die Patchouli-Räucherstäbchen meiner Jugendjahre erinnere, kommt „Tom“ aus Hamburg-Ottensen an unseren Tisch und schafft es, mir seine Kopfhörer aufzuschwatzen und mir von seinem iPhone eine „Spezial-Compilation“ afrikanischer und arabischer „World-Music“ vorzuspielen. In den Zimt-Weleda-Patchouli-Schwaden schwindet meine Widerstandskraft gegen Null, das hat er sofort erkannt. Die Musik ist tatsächlich Klasse, und ich kaufe für ihm für 20 Euro insgesamt fünf selbstgebrannte CDs ab. Ob ich demnächst ins Gefängnis muss, wegen Urheberrechts-Vergehen??
Jochen ist fassungslos – und ahnt, was ihn erwartet. Heute Abend wird es ernst. Wir werden schwimmen gehen (nackt), und uns dann im lauen Abendlüftchen auf dem Vorschiff trocknen lassen (ebenso). Und dazu werden Habib Koite, Bamada, Ismail Lo und Zarabi Oum ihre „World-Music“ erklingen lassen – sofern nicht die Hippies am Strand für uns Bongo spielen :-).
– Vorherigen Törnbericht lesen – Nächsten Törnbericht lesen –
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Wichtiger Hinweis! Niemals Schlaftabletten und Abführmittel in der gleichen Nacht einnehmen!
Guter Rat für Touristen: In Gomeras Lorbeerwald kann der hektische Teutone die göttliche Stille genießen und ganz entspannt dem Tinnitus lauschen!
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