Juli 2014 – Seit zwei Wochen segeln wir jetzt mit TinLizzy, unserem neuen Schiff. Bisher waren wir nur auf dem Ijselmeer und in der Waddensee. TinLizzy hat alle Prüfungen bestanden, und jetzt wollen wir den ersten größeren Törn wagen.
Von Makkum aus segeln wir nach Amsterdam, um dort am letzten Juni-Wochenende Gäste an Bord zu nehmen. Es kommen Kerstin und Herrmann aus Hamburg, sowie Tochter Hanna und Freundin Lea. Kerstin und Herrmann wollen zwei Wochen mit uns segeln, Hanna und Lea sind für einen Kurztrip an Bord gekommen. Vor allem wollen sie in Amsterdam ein Konzert besuchen…
In Amsterdam legen wir in der Marina Sixhaven an. Ein echtes Erlebnis. Die Marina selbst macht nicht viel her, aber sie liegt zentral am Nordzeekanal – direkt gegenüber vom Hauptbahnhof. Es ist rappelvoll, aber der Hafenmeister ist nicht aus der Ruhe zu bringen und kriegt stets alle Schiffe unter, die unterkommen wollen. Das Ambiente ist umwerfend! In die Stadt fährt man mit der Fähre, die alle 3 Minuten übersetzt und kostenlos ist. Sie wird vor allem von Fahrradfahrern genutzt. Bei jeder Fuhre setzen ca. 50 Fahrrad- und Mofa-Fahrer über, und nach 2 Minuten ist man mittendrin in der Stadt…
Nach zwei wunderschönen Tagen in Amsterdam machen wir uns auf den Weg. Wir wollen das Segeln mit unseren Gästen zunächst langsam angehen, und nehmen in die Nordsee den Weg über das Ijselmeer. Zunächst geht es nach Enkhuizen, mit einem kurzen Zwischenstopp in Volendamm – um Tochter Hanna und Freundin Lea dort abzusetzen.
Enkhuizen zeigt sich freundlich. Der Hafen ist zwar voll, denn es ist mittlerweile Hauptsaison, dennoch findet sich für uns noch ein schöner Platz in den „Außenbezirken“. Hier liegen wir zwar weit weg von den Sanitärräumen, haben aber dafür vom Cockpit aus einen wunderbaren Blick über die kleine Hafenbucht.
Am nächsten Tag geht es über das Ijselmeer nach Makkum. Dort liegen wir im Stadthafen, wo es vor allem die Plattbodenschiffe hinzieht. Ein idyllischer Anblick. Der Nachteil ist, dass wir uns die sanitären Anlagen im Hafen mit Heerscharen von Schulklassen teilen müssen, die auf Klassenfahrt unterwegs sind. Wir sind froh, dass wir selbst eine gute Dusche an Bord haben….
Die Abreise wird etwas stressig – wir müssen wegen der Tide bis Mittags durch die Nordseeschleuse Kornwerdersand, und bis kurz vorm Ablegen ist noch ein Techniker von KM Yachtbuilders aus Makkum an Bord. Er setzt neue Wassertankanzeigen ein, die dann doch nicht funktionieren! Das stresst – und die Laune stürzt ein wenig ab.
Entsprechend anstrengend wird dann auch die Überfahrt – wenn einmal der Wurm drin ist, ist der Wurm drin….
Wir passieren die Schleuse in Kornwerdersand – und sehen: die Waddensee ist voll. Auf den Fahrwassern geht es zu wie auf der Autobahn. Mittlerweile sind wirklich alle im Urlaub und wollen offensichtlich auf die Nordseeinseln. In Harlingen, ca. 5-6 sm weiter östlich, ist außerdem Dickschiffparade. Auf dem Fahrwasser nach Vlieland tummeln sich also nicht nur Dutzende von Hobbyseglern, sondern auch zahlreiche Großsegler. Wir haben Mühe, im schmalen Fahrwasser zwischen lauter dicken Pötten und Fähren unseren Weg zu finden.
Schließlich kommen wir dennoch in Vlieland an – und schon steigt erneut der Stresspegel: Wir haben Schwierigkeiten, den Motor zu starten – und ohne Motor kommen wir nicht durch die schmale Einfahrt in den Hafen. Der Wind weht mittlerweile mit 4 Beaufort, durch den Tidenstrom entsteht eine unangenehme Welle, und wir kreuzen tapfer hin und her. Unter Deck öffnen derweil Herrmann und Barbara die Motorklappe und sprechen dem Diesel gut zu. Nachdem wir Tanks und Dieselfilter umgeschaltet haben, springt die Maschine endlich an, und wir laufen in den Hafen ein.
Dort ist es aber so windig, dass wir mit TinLizzy nicht mehr in die Boxengasse kommen. Wir machen längsseits an der Mara Lunga fest – und bekommen von der Crew gleich die ersten Inseltipps.
Am nächsten Morgen wollen wir eigentlich weiter – uns steht der Sinn nach Helgoland, und der Wind wäre günstig. Leider, leider, leider macht auch am nächsten Morgen wieder der Motor Ärger – und beim Blick unter die Bodenbretter entdecken wir, dass sich in der Bilge etwas Wasser gesammelt hat. Es ist: Salzwasser.
Da wird uns dann doch etwas mulmig, wir begraben unsere Nordseepläne und beschließen, noch einmal zurück in die Werft zu fahren. Kerstin und Herrmann nehmen sich für ein paar Tage ein Apartment auf Vlieland – und uns führt der Weg zurück nach Makkum.
Dort lassen wir alles checken. Entwarnung. Das Salzwasser stammt wahrscheinlich von einer leckenden Seewasserpumpe in der Pantry – die wir zum Vorspülen eingesetzt haben. Der Motor – der in der Werft zuverlässig anspringt – wird inspiziert und für seetüchtig befunden. Gegen Ende der Woche machen wir also Leinen los und segeln wieder nach Vlieland, um Kerstin und Herrmann abzuholen. Wir machen im Vorhafen fest, laden unsere Passagiere wieder ein, und dann geht es auf nach Texel.
Die Fahrt ist lang (ca. 8 Stunden), und wir laufen auf einem schaukeligen, tiefen Raumschotkurs. Das bekommt nicht allen – doch einmal angekommen, ist alles wieder gut. Texel zeigt sich von seiner schönsten Seite. Es scheint die Sonne, es weht eine leichte Brise. Wir leihen Fahrräder, erkunden die Insel, und machen uns ein paar faule Tage.
Unsere Helgolandpläne begraben wir vorerst. Der Wind bläst zu stark, und der lange Seeschlag wäre dann doch zu anstrengend für unsere Gäste. So segeln wir zurück nach Enkhuizen, von wo es für Kerstin und Herrmann eine gute Bahnverbindung zurück nach Hamburg gibt. Nach gut zwei Wochen endet unser erster Nordseetörn also wieder hinter dem Deich – im Ijselmeer. Trotz aller Schwierigkeiten und Planänderungen war es ein schöner Törn! Die Nordseeinseln Texel und Vlieland sind für uns eine echte Entdeckung!
Es grüßt Euch Barbara
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