August 2014: Unser Schiff TinLizzy, jetzt 6 Wochen alt, will endlich Richtung Heimat. „Hamburg“ – das steht in großen Lettern neben dem Schiffsnamen auf unserem Heck – doch TinLizzy war noch nie dort. Am 2. August soll es endlich ostwärts gehen, und auf dem Törn von Makkum in Richtung Heimat wollen uns Tochter Hanna und Sohn Felix begleiten. Vor uns liegt wieder ein langer Schlag über die Nordsee, aber diesmal sind vier gute Rudergänger an Bord, und die Nachtfahrt wird deshalb nicht anstrengend werden.
Am Nachmittag des 1. August holen wir Hanna und Felix aus Harlingen ab. Es ist sonnig und mild mit leichter Brise – unsere erste gemeinsame Nacht auf dem neuen Schiff wollen wir deshalb nicht in der Werft oder im Hafen, sondern irgendwo vor Anker verbringen. Wir schmeißen den Motor an, der jetzt – mit neuer Dieselpumpe versehen – schnurrt wie ein kleines Kätzchen. In der Nähe der Nordseeschleuse Kornwerdersand lassen wir den Anker fallen. Wir schwimmen, sonnen uns, klönen – und schließlich gibt es ein leckeres Essen.
Am nächsten Morgen geben wir den Langschläfer, denn die nächste Nacht wird wenig Schlaf bringen. Gegen Mittag gehen wir durch die Schleuse und machen uns auf den Weg Richtung Vlieland. Von dort wollen wir durch das Seegatt auf die Nordsee. Der Wind ist günstig, denn angesagt sind leichte bis mäßige Winde aus Südost – heiter bis wolkig mit gelegentlichen Schauern.
Doch wieder einmal stellt sich heraus, das Wetterfrösche irren können: Wir haben am späten Nachmittag kaum das Seegatt zwischen Vlieland und Terschelling passiert, da erwischt uns eine Gewitterfront, die sich gewaschen hat. Glücklicherweise haben wir sie kommen sehen und gerefft, was zu reffen war. Etwa eine halbe Stunde lang saust TinLizzy mit bis zu 10 Knoten durch die wilde Nordsee. Skipper Jochen und Sohn Felix werden ordentlich geduscht und – wie auch der Rest der Crew – kräftig durchgeschaukelt. Gut, dass alle seefest sind ….
Als am frühen Abend Co-Skipperin Barbara und Tochter Hanna die Ruderwache übernehmen, hat sich das Wetter ausgetobt. Wir schaukeln auf Raumschotkurs mit 20 Knoten Wind Richtung Helgoland, immer schön in der Küstenverkehrszone. Die Nacht wird lang und vergeht zunächst ereignislos. Der Wind schläft ein, wir brauchen den Motor. Der springt – yippieh!!! – wieder sofort an… Wachwechsel. Es weht wieder etwas Wind, und wir setzen die Segel. Barbara und Hanna legen sich in die Kojen im Vorschiff, denn achtern pustet noch der Lüfter vom Motor, das stört. Leider wird man in den Vorschiffs-Kojen auch fürchterlich durchgeschaukelt!
Gegen Mitternacht werden Barbara und Hanna wach, obwohl sie eigentlich noch eine Stunde schlafen könnten: Jochen und Felix haben einen rötlichen Lichtschein am Horizont entdeckt, den sie nicht deuten können. Eine nicht zu überhörende Konversation zwischen Navi-Ecke und Steuerstand entspinnt sich: Was könnte das sein? Als wir – die Damen-Crew – gegen ein Uhr wieder die Wache übernehmen, ist es klar: Das merkwürdige rote Leuchten kommt von einem Windpark. Der ist zwar noch etwa zwanzig Seemeilen entfernt, aber dennoch nicht zu übersehen. Ganze drei Stunden lang laufen wir auf das eigenartige Lichterspiel zu – und werden dabei ganz kirre … Verwirrt von den zahlreichen rot-orange-blinkenden Windrädern können wir die nördliche Begrenzungstonne des Windparks nicht ausmachen. Am Kartenplotter sehen wir, dass sie da sein muss – aber wir finden sie nicht! Erst ein paar hundert Meter vorher können wir sie vor uns ausmachen: und bekommen vom Skipper, der zum Wachwechsel ins Cockpit kommt, prompt einen Rüffel! Das ist zu nah !!! In knapp hundert Meter Entfernung rauschen wir an der Tonne vorbei. Puuh.
Im Morgengrauen haben wir dann sowohl das Lichterschauspiel als auch die Ansteuerung von Borkum passiert. Die Damenwache legt sich wieder schlafen, und die Jungs übernehmen das Ruder. Am frühen Morgen passieren wir Norderney. Einlaufen? Oder weiter nach Helgoland? Der Wind weht gerade so gut… Wir frühstücken erstmal, der ein oder andere nimmt sich noch eine Mütze Schlaf – und dann beschließen wirentgültig: es wird Helgoland. Jochen und Felix sind außerdem ganz wild darauf, endlich den Gennacker auszuprobieren. Gesagt, getan. Bei milden 3-4 Windstärken aus WSW kreuzen wir mit dem Gennacker vorm Wind durch die Küstenverkehrszone und biegen dann am Ende des Verkehrstrennungsgebietes nach Norden in Richtung Helgoland ab. TinLizzy saust mit bis zu 9 Knoten durch die See, und nicht nur Felix ist begeistert!
Wir erreichen Helgoland am frühen Abend. Die Marina ist – das kennen wir schon – voll. Wir finden ein Plätzchen im Päckchen. Jetzt sind wir: müde!! Wir schaffen es gerade noch, essen zu gehen. Um 21:30 Uhr liegen wir alle in der Koje… Am nächsten Tag erkunden wir Helgoland. Keine schöne Insel, und mit den west- und ostfriesischen Inselschönheiten kann sie sich nicht messen. Aber der Weg über die Felsen des Oberlandes ist schon beeindruckend!
Nach einem geruhsamen Inseltag machen wir uns auf den Weg Richtung Eidermündung. Wir laufen auf gemütlichem Raumschotskurs gen Osten, passieren am frühen Abend die Seehundbänke vor der Eidermündung und schließlich die Schleuse des Eidersperrwerks. Gerade noch rechtzeitig kommen wir im kleinen Hafen von Tönning an: Warme Küche nur bis 21 Uhr, das erzählten uns die Nebenlieger in Helgoland.
Tönning ist ein wundschönes Städtchen, der Hafen klein, aber fein. Wir finden ein Plätzchen am Schwimmsteg – und das ist gut so, denn der Hafen fällt trocken, und so müssen wir keine Leinen nachstecken. Wir machen alles klar, Zeit zum Duschen ist keine, und dann gehen wir schnurstracks zum Essen an die Wasserkante: Direkt am Kanal finden sich mehrere Restaurants, in denen es laut Nordseeführer leckeres Essen gibt. Am nächsten Morgen motoren wir weiter Richtung Nord-Ostseekanal.
Rechts und links Wiesen, Weiden, Wälder. Wir sehen Reiher, jede Menge Enten, Möven, Fische – und schließlich, man staune, badende Kühe. Das hatten wir bisher noch nie. Die Crew guckt und staunt den ganzen Tag. Motoren ist zwar blöd – aber in einem solchen Umfeld macht es wirklich Spaß! Abends ankern wir neben dem Fahrwasser direkt unter riesigen Bäumen und machen mit einer Heckleine am Ufer fest. Einfach idyllisch! Vom Nord-Ostsee-Kanal trennen uns noch zwei Schleusen. Die nehmen wir am nächsten Morgen. Noch ein weiterer halber Tag unter Motor, und dann sind wir da: in der Ostsee.
Wir übernachten einmal in Kiel Schilksee, wo wir mitten in eine Regatta geraten und nur knapp einen Platz in der Box bekommen. Schließlich geht es weiter nach Kappeln in der Schlei. Crew-Wechsel – Tochter Hanna und Sohn Felix gehen von Bord. Der Abschied fällt schwer. Es war ein toller Törn!
Es grüßt Euch Barbara
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