August 2019, Elbe, Kiel-Kanal – (BW) Wir sind, obwohl nur wenige Kilometer von der Großstadt Hamburg entfernt, in einem Garten Eden gelandet. Rund um uns herum ist alles grün: Wasser, Schilf, Marschland und – auf Pagensand – der Wald. Zu hören sind nur die Rufe der Wasservögel, und, ganz fern, das leise Brummen der Schiffsdiesel. Keine 10 Minuten später sind wir schon im Wasser und plantschen wie die Kinder. ::::
Montag, den 26.08., Pagensand, Elbe – Auf einer Familienfeier in Hannover und einer Geburtstagsfeier bei Freunden in Hamburg trafen wir in der letzten Woche nicht nur Eltern, Geschwister und viele Freunde – sogar unsere Kinder haben wir wiedergesehen. Schön war´s !
Jetzt aber sind wir wieder allein an Bord der TinLizzy. Es geht es weiter in Richtung Schlei, wo es ins Winterlager gehen wird. Die letzten Sommertage diese Saison wollen wir auf der Elbe, im Kiel-Kanal und auf der Ostsee genießen!
Wir verlassen den Yachthafen in Wedel um 13:30 Uhr, denn dann wird der Strom kippen und uns elbabwärts schieben.
Wir setzen die Genua und schippern in schönstem Sommer-Sonnen-Wetter gen Nordwesten. Immer wieder passieren uns dicke Pötte. Was uns auffällt: Die Container- und Kreuzfahrtschiffe werden mit jedem Jahr größer, schneller – und die Wellen, die sie schlagen, immer höher. Am Elbstrand schlagen teilweise regelrechte Brecher auf. Wir sind froh, dass wir hier nicht mit der Jolle unterwegs sind.
Dennoch sind am Elbufer zahlreiche Badende zu entdecken. Obwohl überall Schilder stehen, die vor den Wellen und dem Sog der großen Schiffe warnen, trauen sich die ganz Mutigen sogar zum Schwimmen ins Wasser. Wir staunen! Offensichtlich ist die Elbe als Baderevier in den letzten fünf Jahren schwer in Mode gekommen…
Nach einer Stunde und 6 Seemeilen ist TinLizzy fast am Ziel. Am südlichen Elbufer, in Niedersachsen, sehen wir das alte Atomkraftwerk Stade, dahinter die Industrieanlagen des Stadersands. Keine schöne Aussicht! Wir wenden deshalb den Blick konsequent nach Steuerbord – und entdecken dort auch sofort die riesige Ansteuerungstonne, die die Einfahrt in das Nebenfahrwasser östlich der Elbinsel Pagensand markiert. Da wollen wir hin – denn dort ist alles grün, grün, grün.
Schon um 15:30 Uhr gräbt sich unser Haken in den Elb-Schlick. Wir merken sofort: Der wird halten! Da genug Platz ist und wir die Ankerstelle für uns allein haben, steckt Jochen 25 Meter Kette. Das soll reichen! Wir verzichten darauf, einen zweiten Anker auszubringen und vertrauen darauf, dass uns unser guter Rocna-Anker auch nach Kentern der Tide sicher an Ort und Stelle halten wird.
Wir sind in einem kleinen Garten Eden gelandet. Rund um uns herum ist alles Natur: Schilf, Marschland und – auf Pagensand – ein wenig Wald. Zu hören sind nur die Rufe der Wasservögel, und, ganz, ganz fern und ganz, ganz leise: das Brummen der Schiffsdiesel.
Keine 10 Minuten später sind wir schon im Wasser und plantschen wie die Kinder. Eine Fenderkette sichert uns vorm Davontreiben, sollten Tide oder der Sog der großen Pötte zu stark werden. Das Elbwasser ist ganz weich, ganz anders als das Atlantik-Salzwasser! Dennoch duschen wir uns nach dem Bad gut ab. Man weiß ja nie ….
Dienstag, den 27.08, Krückau-Mündung – Das Sommerwetter hält an, und die Elb-Idylle gefällt uns so gut, dass wir beschließen, noch in einen der Nebenflüsse hineinzufahren. Gleich am nördlichen Zipfel von Pagensand mündet zwischen den Orten Seestermühe und Kollmar das Flüsschen Krückau in der Elbe. Unser Revierführer behauptet, dort fände sich gleich hinter einer Brücke und einem Sperrwerk ein kleiner Yachthafen – der allerdings nur bei Hochwasser angelaufen werden könne, da er von einem Fluttor geschützt ist. Das klingt spannend!
Um 12 Uhr – genau bei Hochwasser – lichten wir den Anker und laufen in die Krückau ein.
Wir sind platt! Das ist ja ….. wie in Holland hier! Überall Deiche, überall Schafe, und mittendrin ein paar Fahrrad-Fahrer. Ob es mit dem Sperrwerk und der Brücke auch so gut klappt wie in Holland? Wir funken das Sperrwerk an („Krückau Lock, Krückau Lock, für Segelyacht TinLizzy), und schon nach 2 Minuten ist die Brücke geöffnet. Wir können passieren. Jetzt müssen wir nur noch irgendwie in den Hafen kommen.
Laut Revierführer müsste das Fluttor jetzt – bei Hochwasser – eigentlich permanent offen stehen. Doch leider …. stimmt das nicht. Es ist geschlossen. Mist. Oder doch nicht? Jetzt geht es auf! Wir wollen gerade einfahren, da schließt es sich wieder. Was ist das denn??
Wir machen erstmal vor dem Hafen am Wartesteg fest und sondieren die Lage. Wenig später lernen wir von einem hilfsbereiten Hafenlieger, wie es geht: Auch bei Hochwasser muss man, wenn man in die Marina Krückau einfahren oder ausfahren will, die beiden Fluttore manuell arretieren. Der Sog, den die großen Pötte auf der Elbe verursachen, ist manchmal so stark, dass der Wasserspiegel sinkt. Dann schließen sich die Fluttore, obwohl Hochwasser ist. Eieiei!
Wir arretieren die Fluttore, fahren mit TinLizzy in den Hafen, machen längsseits an einem Anleger fest – und müssen dann sogleich wieder zum Fluttor, um die Arretierung zu lösen. Dazu müssen wir jedesmal eine kleine Brücke aus- und wieder einfahren, um die Einfahrt zu überqueren. Lästig, aber nötig. Würde sich das Tor bei ablaufendem Wasser nicht wieder schließen, liefe der Hafen leer – und alle Schiffe säßen auf Schiet….
Ganz schön anstrengend – aber das macht nichts. Die kleine Marina in Krückau ist einfach bezaubernd schön! Hier ist nichts los außer: Landleben. Gelegentlich hören wir irgendwo einen Trecker fahren und ein paar Schafe blöken. Das Wasser – Süßwasser – ist so sauber, dass wir auch heute wieder von Bord aus schwimmen gehen können. Wieder sind wir in einem kleinen Paradies gelandet.
Mittwoch, den 28.08., Glücksburg – Heute ist Skippers Geburtstag. Frühmorgens schleiche ich mich von Bord, um auf den umliegenden Wiesen ein kleines Blumensträußchen zu pflücken – danach gibt es ein Luxus-Geburtstagsfrühstück mit Wurst, gekochten Eiern und selbst gebackenem Brot. Als alles aufgegessen und abgewaschen ist, müssen wir uns auch schon wieder auf das Ablegen vorbereiten. Wir wissen ja jetzt, dass alles etwas länger dauert…
Um 13.30 Uhr, kurz nach Hochwasser, liegen wir wieder außen am Wartepontoon. Die Fluttore sind wieder geschlossen, das Sperrwerk ist angefunkt und wird gleich öffnen. Wir legen ab und fahren durch. Als wir passieren, winkt uns der Sperrwerks-Wärter freundlich zu und ruft laut: „Tschüss, bis nächstes Mal!“. Offensichtlich hat er sich sehr gefreut, dass mal jemand vorbeikam. Viel Verkehr ist hier sonst nicht …
Schon nach 90-minütiger Motorfahrt elbabwärts sind wir an unserem nächsten Etappenziel, Glücksburg, angelangt. TinLizzy macht im Außenhafen fest, und während der Skipper noch an den Leinen zuppelt und das Bimini aufspannt, mache ich ich schon auf den Weg in die Stadt. Ein Geburtstagskuchen muss her!
Abends gehen wir direkt an der Wasserkante essen und feiern. Wir sitzen unter Bäumen direkt am Hafen und genießen den ersten „Labskaus“ und „Pannfisch“ seit Langem! Lecker, lecker ….
Freitag, den 30.08, Gieselau-Schleuse, Kiel-Kanal – Es ist immer noch Sommer. Wir haben deshalb beschlossen, auch den Nord-Ostsee-Kanal in Etappen zu passieren. Wir wissen ja seit unsere Eider-Expedition vor fünf Jahren, dass es hier sehr, sehr nette Ecken gibt.
Gleich morgens um 8:00 Uhr verlassen wir den Hafen von Glücksburg und fahren weiter elbabwärts. Mangels Wind muss wieder der Motor aushelfen. Bereits um 9:30 Uhr sind wir vor der Schleuse, dort müssen wir aber fast eine Stunde warten, bis der Schleusenwärter uns per Funk zur Einfahrt in die Schleusenkammer auffordert. Wiederum 30 Minuten später ist alles vorbei. Eingefahren in die Schleuse, festgemacht, Fahrstuhl gefahren, ausgefahren. Mit uns sind nur noch zwei andere Segler eingefahren. Die Hauptsaison ist vorbei!
Die ersten Kilometer im Kanal sind alles andere als schön. Überall Docks, Kräne, Industrieanlagen, Raffinerien. Dann aber, nach etwa 5 Kilometern, wird es ländlich. Im Wasser tummeln sich Schwäne und Enten. Am grünen Ufer fahren die Radler. Ab und zu führt eine Fähre über den Kanal. Dort findet sich auch meist ein Restaurant oder ein Imbissbude – und Stellplätze für Camping-Busse, vor denen Urlauber Kaffee trinken und Zeitung lesen. Und überall am Ufer hocken die Angler, Angler, Angler ….
Die Idylle wäre perfekt, wenn nicht … ab und zu ein dicker Pott vorbeikäme. Dann heißt es: aufpassen! Auch hier im Kanal entstehen nämlich ordentliche Wellen – und Sog. Bloß nicht zu nah an das Ufer fahren ….
Ungefähr bei Kilometer 29 biegen wir mit TinLizzy in den Giselau-Kanal ein, der die Eider mit dem Kiel-Kanal verbindet. Wir kennen diese Stelle, seit wir vor fünf Jahren aus der Eider hier einbogen. Gleich hinter der Schleuse gibt es eine gut geschützte Anlegestelle mitten in schönster Natur.
Schon um 15 Uhr machen wir TinLizzy fest. Das Wasser ist klar, und wir können zur Erfrischung wieder in die Fluten springen. Eine ganze Zeitlang haben wir das Gieselau-Paradies für uns allein. Da können wir, weil wir hinter TinLizzy´s Heck vor den Blicken des Schleusenwärters geschützt sind, sogar nackt baden! Erst gegen Abend, wir haben längst ausgebadet, kommen fünf weitere Sportboote an.
Wieder sind wir an einem märchenhaft schönen Ort gelandet. Die Nacht ist ruhig und wir schlafen tief und fest. Wir werden uns morgen gut ausgeruht auf die letzte Etappe begeben. Es geht durch die Schleuse in Kiel-Holtenau. Ostsee, wir kommen!
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