Juni 2015, Algarve: Ankerklappe kaputt, Kreditkarte verloren, Außenborder defekt. Gibt es ein Gesetz der Serie? Wenn ja, dann sollten wir unseren Törn lieber ein paar Tage unterbrechen …. Wir liegen bei Faro vor der Ilha Deserta vor Anker, und um unsere Nase wehen in Böen satte 6-7 Windstärken. Unser Kühlschrank ist ziemlich leer, und wir, wir sind hungrig. In Sichtweite liegen die Ilha Culatra und der Ort Farol. Dort gibt es Bars, Restaurants und einen Supermarkt, doch mit unserem Dinghi kommen wir nicht hin. Zum Rudern ist zu viel Wind, und unser Außenborder ist – als hoffentlich krönender Abschluss einer ganzen Reihe von Pannen – vorerst unbrauchbar ::::::
Samstag, d. 6.6.2015 – Ilha Armona – Felix, wir brauchen Dich! Als angehender Maschinenbauer und emsiger Motorrad-Bastler wüsste unser Sohn Felix bestimmt, was zu tun ist! Unser Außenborder qualmt und spotzt. Wir trauen uns kaum noch, ihn zu benutzen. Glücklicherweise haben wir hier in Portugal über 4G und Mobiles Netz gutes Internet, und so können wir recherchieren, woran es liegen könnte. Impellerpumpe defekt? Kühlkreislauf verstopft? Das kriegen wir schon! Als ehemalige(r) Kaufmann und Marketing-Frau sind wir beide potentielle Optimisten! Wir holen das Werkzeug raus und schrauben alles auf.
Doch leider, leider, will unser Motor nicht so, wie sie uns das im Internet alle weismachen wollen. Wir kriegen den unteren Schaft einfach nicht ab, und deshalb können wir den Kühlkreislauf nur teilweise säubern. An den Impeller kommen wir nicht ran. Dennoch staunen wir Bauklötze: Dort, wo die Schraube sitzt, finden wir: Krabben, Krabben, und nochmals Krabben, jede Menge! Wir pulen alles leer, es stinkt fürchterlich, und dann bauen wir alles wieder zusammen. Gleich beim ersten Versuch – o Wunder – funktioniert alles wieder!
Abends fahren wir mit dem Dinghi nach Armona zum Essen. Der Motor läuft 1a! Glücklich kehren wir ein. Der Wirt im Restaurant „Armona 3“ preist seine Muschelgerichte an – ganz frisch, morgens auf den Muschelbänken gesammelt – und in der Tat, die Muscheln sind köstlich, köstlich, köstlich !!! Wir essen reichlich, gönnen uns dazu eine kleine Karaffe Vinho Verde, bezahlen mit Kreditkarte; und machen uns schließlich fröhlich auf den Weg zu unserem Dinghi. Kaum haben wir den Motor an, stellen wir fest: Es qualmt und spotzt! Na danke schön. So ein Mist!
Sonntag, d. 7.6.2015 – Gleich morgens nach dem Frühstück lichten wir den Anker. Wir haben beschlossen, in Vilamoura noch einmal die Profis nach dem Außenborder schauen zu lassen. Und wie es das Schicksal will, haben wir jetzt noch eine weitere Reparatur in Auftrag zu geben. Beim Öffnen der Ankerklappe stellen wir fest: Beide Scharniere sind ausgerissen. So ein riesengroßer Mist!!
Weil noch Niedrigwasser ist, müssen wir den Umweg durch die Kanäle vor Olhao nehmen. Dort treffen wir – welch ein Zufall – den Wirt des Restaurants „Armona 3“, in dem wir gestern gegessen haben. Der Wirt kommt mit seinem Motorboot gerade von den Muschelbänken. Offensichtlich ist er morgens höchstselbst als Muschelsucher unterwegs. Wie nett. Er erkennt uns. Er winkt und ruft etwas, doch was nur? Wir verstehen ihn nicht, winken zurück und fahren weiter.
Beim Bezahlen in der Marina verstehen wir alles: Die Kreditkarte fehlt. Gestern Abend im Restaurant haben wir sie vergessen. So ein …
Montag, d. 8.6.2015 , Vilamoura – Schlechtwetter angesagt. Viel Regen, viel Wind. Erstmals seit vielen Wochen. Wann hatten wir die letzten Regentropfen? Können wir uns gar nicht mehr erinnern! Ich habe Zeit zum Lesen und finde im Segelführer folgenden Hinweis: Problematisch in der Lagune von Faro seien Algen, Seegras und kleine Schalentiere, die den Impeller verstopfen würden. Genau! Das können wir bestätigen….
Dienstag, d. 9.6.2015 – Morgens ist das ganze Schiff mit gelb-rotem Staub bedeckt. Der Südwind hat offensichtlich etwas Sand aus der Sahara im Gepäck gehabt, und er hat einen Gast (auch aus Afrika?) mitgebracht. Gegenüber auf dem Steg sitzt ganz erschöpft und zerzaust: ein Storch. (Oder Fischreiher?) Er ruht sich aus, und erst gegen Vormittag wird er munter und schaut sich auf dem Steg um.
Gegen Nachmittag kommt der Mechaniker. Wir schmeißen unseren Außenborder an, und: der funktioniert, kein Qualmen, kein Spotzen. Hhm. Der gute Mann will schon wieder abziehen, da dreht Jochen noch einmal den Benzinhahn voll auf, und, welch ein Glück – es qualmt, es spotzt, und aus dem Kühlwasserausfluss ploppen prompt ein paar Krabben in das Hafenbecken. Na also! Jetzt glaubt man uns, dass unser Motor nicht funktioniert. Sofort reparieren kann der Mechaniker ihn aber nicht. Der Impeller müsse ausgewechselt werden. Wir vereinbaren einen Termin für nächsten Montag.
Mittwoch, d. 10.6.2015 – Wir wollen nicht in Vilamoura bleiben, obwohl noch die Reparatur des Außenborders und der Ankerklappe ansteht. Es ist mittlerweile Hochsaison und sauteuer im Hafen, und die Leute in der Hafenmeile feiern nachts immer wilder. Schön für sie, blöd für uns. Aus dem „die-Nächte-durchfeiern-Alter“ sind wir irgendwie raus. Wir wollen schlafen und können nicht, und das für satte 50 Euro Liegeplatzgebühr pro Tag!
Gegen Mittag machen wir uns deshalb – trotz Algen, Seegras und Krustentieren – wieder auf in unsere geliebte Lagune. Diesmal wollen wir nach Faro, denn laut Revierführer ist die Stadt wunderschön, und man kann ganz in der Nähe der Altstadt ankern. Gedacht, getan. Gegen 16 Uhr kommen wir am Ankerplatz vor Faro an. Doch dort ist kein Platz! Alles ist, dicht an dicht, voll mit Mooring-Tonnen. Wir suchen uns eine freie Tonne ziemlich in der Mitte des Feldes und machen fest. Zur Ruhe kommen wir nicht. In der kenternden Tide kommen wir unserem Nachbarn so nah, dass wir wieder ablegen und uns ein neues Plätzchen suchen müssen – leider viel zu weit weg vom Anleger in Faro. Der Wind bläst zu stark, der Weg ist zu weit, rudern ist nicht drin, und Faro ist vorerst abgesagt.
Wir bleiben an Bord. Einen ruhigen Abend haben wir dennoch nicht, denn bis fast um 24 Uhr sausen die Touristen-Bomber von Ryan-Air und German Wings direkt über unseren Köpfen auf die Landebahn des Flughafens von Faro zu. Am nächsten Morgen sehen wir: Höchstens 2-3 Kilometer ist der Airport entfernt.
Donnerstag, d. 11.6.: Sind wir närrisch? Was reitet uns, dass wir ein zweites Mal versuchen, unseren Außenborder selbst zu reparieren????
Morgens sieht immer alles leicht aus…. Wir wollen sooo gerne nach Faro – und wir müssen auch einkaufen! Es kann doch nicht so schwer sein, diese verdammte Impellerpumpe zu wechseln! Das Ersatzteil haben wir (Jochen ist vorausschauend) an Bord. Also versuchen wir es noch einmal. Wir hieven den Motor hoch, schrauben alles, was abzuschrauben ist ab und spülen durch. Zwischendurch leichte Krisenstimmung, denn leider, leider – kommen wir an die blöde Impellerpumpe immer noch nicht dran. Wir schaffen es einfach nicht, das Getriebegestänge zu lösen. Immerhin haben wir wieder ein paar Krabben aus dem Schaft gepult. Ist es das gewesen?
Wir machen uns vorsichtig auf den Weg nach Faro zum Einkaufen. Zunächst geht alles gut, dann aber spotzt und qualmt es wieder – und einen Supermarkt, der findet sich in fußläufiger Entfernung vom Anleger auch nicht. Weil wir unser Dingi nicht so lange unbeaufsichtigt liegen lassen wollen, machen wir uns nach einer kurzen Sightseeing-Runde durch die Einkaufsstraßen unverrichteter Dinge auf den Rückweg.
Wieder an Bord, wagen wir uns ein drittes Mal an die „Reparatur“. Das hätten wir besser bleiben lassen sollen! Wieder schaffen wir es nicht, das Getriebegestänge zu lösen, obwohl wir diesmal – so leicht geben wir nicht auf – noch mehr Einzelteile abgeschraubt haben. Als wir alles wieder zusammenbauen, fehlt dann auch prompt eine Unterlegscheibe vom Propeller. Die liegt jetzt wahrscheinlich irgendwo auf dem Grund des Kanals von Faro.
Am frühen Nachmittag segeln wir unter Genua Richtung Osten. Hier wollen wir vor der Ilha Deserta ankern, denn von dort ist es nicht weit in den Ort Farol mit Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Doch als wir unseren Außenborder für einen ersten kleinen Strandausflug in Betrieb nehmen, merken wir: Es spotzt und qualmt nach wie vor – und jetzt klappert es auch noch! Keine Frage, nach Farol kommen wir so nicht, und zum Rudern ist nach wie vor zu viel Wind. Einen kleinen Inselspaziergang machen wir trotzdem. Da die Insel nur von Fähren angefahren werden kann und es keine Strassenverbindung gibt, ist der Strand am frühen Abend schon leer. Kaum zu glauben!
Auch wir tuckern gegen 20 Uhr (ganz vorsichtig´, bloss nicht zu viel Gas geben) wieder zu unserem Schiff. An Bord improvisieren wir ein Abendbrot, es gibt noch etwas Piri-Piri-Reis von gestern, dazu die letzten beiden (Spiegel-)Eier.
Zum Frühstück gibt´s Müsli, und den Außenborder, den lassen wir in Ruhe!
Es grüßt Euch,
Barbara
– Vorherigen Törnbericht lesen – Nächsten Törnbericht lesen –
M | D | M | D | F | S | S |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | ||||||
2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 |
16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 |
23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 |
30 | 31 |