September 2020, – (BW) Wir entdecken „Vejsnæs Nakke“ erst, als wir näher kommen. Neben seinen neuen Nachbarn, den wummernden Windriesen, ist unser alter Freund fast nicht mehr zu erkennen.
Donnerstag, 10.09.., Marstal – Nach mehreren Wochen unfreiwilliger Segelabstinenz gestern von Kappeln aus zum letzten Törn der Saison gestartet. Die Wetterpropheten sagen für die nächsten Tage Mistwetter und Starkwind aus Südwest, danach aber eine stabile Hochdrucklage mit Altweibersommer voraus. Beides wollen wir für eine Runde auf der Ostsee nutzen. Vielleicht kommen wir sogar „Rund Fünen“? Jahrelang schon waren wir nicht mehr dort….
Heute erstmal bis Ærø geschippert. Ein leichter Westwind bläst uns aus der Schlei sanft hinüber, und schon an frühen Nachmittag erreichen wir die Bucht von Marstal. Mit TinLizzy ist die Überfahrt über den kleinen Belt ein Katzensprung.
Früher, als wir noch mit Folkeboot oder unserer Hansa-Jolle unterwegs waren, hat sich das ganz anders angefühlt. Da war jeder Trip nach Ærø eine kleine Weltreise – und wir waren glücklich, wenn wir nach aufregender Überfahrt endlich an Ærøs Südspitze ankamen. Dort empfing uns hoch droben auf der Steilküste stets „Vejsnæs Nakke“, der erste Leuchtturm auf dänischem Boden.
Diesmal übersehen wir ihn fast. Wo ist er hin, der rot-weiß-gestreifte Herrscher über die Bucht !? Hier muss er doch irgendwo sein!
Wir entdecken das alte Leuchtfeuer erst, als wir bereits ganz nah an der Küste sind. Neben seinen neuen Nachbarn, den wummernden Windriesen, ist „Vejsnæs Nakke“ bei Tag fast nicht mehr auszumachen. Klein und unscheinbar wirkt er jetzt, er ist irgendwie überflüssig geworden. Wer braucht heute, im Zeitalter von GPS, noch Leuchttürme?
Weisst du noch, wie wir hier früher den Peilkompass hervorgeholt haben, fragt mein Mann. Und wie wir mit Dreieck, Stechzirkel, und Bleistift unseren Kurs in der Karte abgesteckt haben? Kreuzpeilung, Versegelungspeilung, und dann immer Ausschau halten: Wann kommen endlich die Fahrwassertonnen für die Ansteuerung Marstal in Sicht?! Wir werden fast ein wenig wehmütig.
In Marstal selbst ist aber anscheinend alles beim Alten geblieben. Wir machen mit TinLizzy ganz hinten am Pontoon für die Gäste fest und können die Hafengebühr sogar noch bei einem echten Hafenmeister aus Fleisch und Blut bezahlen. Anschließend geht es zu Fuß in die Stadt. Die Stadt und der Hafen sehen aus wie früher, sogar Reusen und Netze hängen noch zum Trocknen. Es scheint, als ob hier immer noch gefischt wird. Oder hängen die Netze hier nur wegen der „Likeability“ – damit die Touristen ein paar schöne Motive für ihren Instagram-Account haben?
Samstag, d. 12.09.., Fænø – Nach einem kurzen und unspektakulären Besuch auf der Insel Årø heute bis zur Nordspitze Fünens weitergezogen. Eine frische Brise aus Südwest bringt uns schnell nach Norden, und obwohl sich den ganzen Vormittag über die Sonne nicht zeigt, macht das Segeln großen Spaß. Im kleinen Belt haben wir kaum Welle, und TinLizzy rauscht nur so dahin. Schon am Mittag sind wir kurz vor Middelfart. Wenn wir so weitermachen, haben wir Fünen schon übermorgen gerundet! Wir beschließen, einen Ankerstopp einzulegen.
Unser Grundeisen fällt vor der Insel Fænø gegenüber der Stadt Middelfart. Wir haben gehört, dass es dort sehr schön sein soll – und die Insel quasi unbewohnt sei. Wikipedia weist genau *1* Einwohner für das kleine Eiland aus!
Wir genehmigen uns ein Mittagessen und schippern dann mit unserem Dinghi an Land. Tatsächlich scheint außer uns niemand hier zu sein. Auf holprigen Wegen wandern wir zum Inselinnern. Lediglich Fasane, Hasen und Rehe kreuzen unseren Weg. Nach einer halben Stunde stoßen wir auf ein hochherrschaftliches Gebäude, dass aber ebenfalls unbewohnt zu sein scheint. Google Maps weist es als „Restaurant“ aus. Jetzt stoßen wir plötzlich auf eine asphaltierte Straße, die durch eine parkähnliche Anlage zu einem kleinen Fähranleger führt. Aber auch hier ist niemand – nur ein einsames Auto ist hier abgestellt. Aha! Der einzige Einwohner der Insel ist offensichtlich nicht zuhause, sondern hat mit der Fähre nach Middelfart übergesetzt!!
Wir beenden unsere Inselrunde und gehen wieder an Bord. Beim abendlichen Wettercheck erfahren wir, dass es morgen wieder ordentlich „kacheln“ wird und Böen bis zu 8 Beaufort erwartet werden. Früher hätten wir uns bei einer solchen Vorhersage irgendwo in einem Hafen verkrochen. Heute sind wir, dank TinLizzy, mutiger. Wir planen sogar, morgen wieder zu ankern, und beschließen, aus dem kleinen Belt vorm Wind in Richtung Kattegat zu segeln. Im Lee der kleinen Insel Æbelø können wir uns verkriechen, um dann übermorgen bei moderaten Winden nach Samsø zu segeln.
So machen wir das! Darauf ein Gläschen Wein!! Wenn es jetzt noch etwas wärmer wäre, wäre alles perfekt. Welch ein Glück, dass wir eine Dieselheizung an Bord haben….
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