April 2019, Galicien – (BW) Glücklicherweise hat mein Mann genug Krimis geschaut! Er weiss also, wie man Autos klaut. Bei Booten sollte das genauso funktionieren, meint er. Wir kramen ganz schnell ein Stück Draht aus der Elektrokiste hervor, und dann – tatsächlich! Nach 10 Minuten läuft der Motor, ohne Zündschlüssel, dafür mit einem Draht kurzgeschlossen. Jetzt müssen wir nur noch einen günstigen Augenblick abpassen :::::
Montag, 08. April 2019, Vigo – Wieder in Spanien. Sind um 17 Uhr auf dem Flughafen in Vigo gelandet. Hat ganz schön geschaukelt, denn wir mussten durch dichte Wolkenfelder – und da ist, das kennen wir vom Segeln, immer ordentlich Wind drin. Entsprechend mies ist das Wetter. Heute morgen in Düsseldorf hatten wir noch Sonnenschein – hier ist alles grau und regnerisch. Echtes Schietwedder…
Wir nehmen uns am Flughafen einen Leihwagen und fahren direkt in das Apartment, das wir für ein paar Tage gemietet haben. TinLizzy kommt morgen aus dem Wasser und dann für ein paar Tage in die Werft, deshalb können wir nicht an Bord übernachten. Unsere Unterkunft liegt nicht schlecht, der wunderbare Sandstrand von Samil ist ganz nah. Wenn es nur nicht so kalt wäre!
Dienstag, 09. April 2019, Vigo – Das war eine Sch..-Nacht! Unser Apartment ist sehr gemütlich eingerichtet und liegt ruhig und abgeschieden am Hang, aber es ist auf „Wintergäste“ nicht eingestellt. Obwohl die (Elektro-)Heizung die ganze Nacht läuft, frieren wir fürchterlich. Mitten in der Nacht ist mein Mann vom Bett auf das Sofa umgezogen. Er konnte nicht aushalten, dass immer wieder ein paar eiskalte Füße (meine) Schutz unter der Decke (seine) suchten. Danach fror auch er (im Nebenzimmer war es noch kälter, und die dicke Decke hatte ich).
Wir sind deshalb beide sehr früh aufgestanden und in die Marina gefahren. Auf TinLizzy gibt es wenigstens eine vernünftige Heizung! Wir wärmen uns an Bord ein wenig auf und kochen einen Kaffee, aber dann heißt es auch schon: Auf in die Werft. Als wir den Motor starten wollen, merken wir, dass der feuchte galicische Winter seinen Tribut gefordert hat. Das Zündschloss ist total verklemmt. Der Motorschlüssel lässt sich zwar hineinstecken, aber nicht drehen – da können wir machen, was wir wollen. Der Motor springt nicht an. Wie sollen wir jetzt pünktlich in die Box zum Kran kommen? Die werden nicht auf uns warten …
Glücklicherweise hat mein Mann genug Krimis geschaut. Er weiss also theoretisch, wie man Autos klaut. Bei Booten sollte das auch funktionieren, meint er. Wir kramen ganz schnell ein Stück Draht aus der Elektrokiste hervor, und – tatsächlich! – nach 10 Minuten läuft der Motor; ohne Zündschlüssel, dafür mit einem Draht kurzgeschlossen. Jetzt müssen wir nur noch eine kleine Wind- und Regenpause abpassen, um trocken zum Kran zu kommen, dann kann es losgehen.
Schon mittags steht TinLizzy auf den Böcken, und die Jungs von der Werft säubern das Unterwasserschiff. Wenn es nicht allzu viel regnet, wollen sie morgen gleich mit dem Streichen anfangen. Im April stecke man da aber nicht drin, sagen sie – und deuten vielsagend auf die schwarz-grauen Wolkentürme, die sich von Westen her in die Bucht von Vigo schieben.
Freitag, 12. April, Vigo – TinLizzy schwimmt wieder! Rasmus hat ein Einsehen gehabt und zwischen den Regenschauern genug Sonne geschickt. Das Unterwasserschiff ist wie neu – und jetzt feuerrot! Wir fahren zurück in unsere Box und sind froh, dass wir endlich an Bord wohnen können. Ist einfach schöner als im Apartment! Die nächsten Tage werden wir aber immer noch mit einigen Wartungs- und Aufräumarbeiten beschäftigt sein. Frühestens Anfang nächster Woche werden wir aufbrechen. Zum Feierabend wird aber der eine oder andere Ausflug drin sein!
Dienstag, 16. April, Vigo – Es ist soweit. Rettungswesten und Rettungsinsel sind gewartet, ein neues Zündschloss ist montiert, die Grauwasserpumpe repariert, die Toilettendichtungen geschmiert, Genua, Kutter und Großsegel geflickt und wieder angeschlagen. Jetzt können wir endlich aufbrechen. Heute soll es für genau einen Tag schönes warmes Sonnenwetter mit mäßigen Winden geben!
Um 11:30 Uhr werfen wir die Leinen los und setzen sofort die Segel. Ein mäßiger Südwind bringt uns flott heraus aus der Bucht von Vigo. Wir passieren die Stadt keine 10 Minuten später – und haben dabei beste Unterhaltung. Für mindestens eine halbe Stunde begleiten uns ein paar riesige Delphine. Sie sind mindestens 4-5 Meter lang! Oder sind das schon Wale ???
Wir verlassen die Bucht auf einem angenehmen Halbwindkurs und halten uns dann auf Raumschot nordwärts. Alles easy, und dazu schönster Sonnenschein, bis ….
Als wir die Isla Cies passiert haben, erwischt uns die Atlantik-Dünung. Jetzt wird es wirklich unangenehm. Die Welle setzt uns ganz schön zu. Wir sind froh, dass wir nicht lange unterwegs sein werden. Dies ist kein schöner Kurs für den Anfang!
Um 15:00 Uhr fällt unser Anker in der Bucht von Aldan. Was für ein Kontrast zum „Ria de Vigo“! Dort Großstadt – hier Fischerdorf. Wir ankern vor einem traumhaften weißen Sandstrand. Wenn jetzt noch das Wasser wärmer wäre, wäre alles perfekt. Doch was zeigt unser Thermometer? 16 Grad. Brrr.
Mittwoch, 17. April, Aldan – Heute solle es den ganzen Tag regnen. Wir haben uns auf TinLizzy eingemummelt und die Kuchenbude aufgebaut. Schon morgens läuft die Bord-Heizung, denn draußen sind nur 12 Grad. Wie schön, dass wir nicht mehr mit dem Folkeboot unterwegs sind, sondern ein „Luxus-Schiff“ mit Heizung haben! Es ist sogar noch etwas heißes Wasser für eine warme Dusche da!
Wir beginnen den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück und finden, dass wir nach der vielen Arbeit der letzten Tage noch ein wenig „Faulenzen“ verdienen. Wir lesen, hören Musik, krosen hier, krosen da. Draußen prasselt der Regen gegen die Kajütfenster.
Gegen Mittag reißen die Wolken für kurze Zeit auf. Wir fahren mit dem Dinghi an Land, um in einem kleinen Restaurant auf den Felsen zu Mittag zu essen. Nachmittags – wir sind kaum zurück an Bord und wollen uns gerade für eine kleine Siesta in die Kojen legen – bekommen wir Besuch vom spanischen Zoll. Sie kontrollieren all unsere Papiere, haben keine Beanstandungen und übergeben uns schließlich einen blauen Schein, der dies bestätigt. Wahrscheinlich waren wir der Höhepunkt ihres Arbeitstages – und bleiben es auch. Wir sind weit und breit die Einzigen, die man kontrollieren könnte! Niemand außer uns ist so verrückt, bei diesem Aprilwetter in den galicischen Rias zu ankern….
Donnerstag, d. 18. April, Portonovo – Heute eine Bucht weitergezogen. So schön es im „Ria de Aldan“ auch ist – ab morgen soll starker Nordwind aufkommen, und der würde voll in die Bucht hineinblasen und eine entsprechende Windsee aufbauen. Also nichts wie weg hier!
Mit dem letzten Südwind lassen wir uns von unserer Genua bis nach Portonovo ziehen – ein kleiner Touristenort auf der Nordseite des „Ria de Pontevedra“.
Die Marina liegt direkt in einer kleinen geschützen Bucht mit schönem, weißen Sandstrand. Hier kann man es aushalten! Für die nächsten beiden Tage ist – trotz Nordwind – Sommerwetter angesagt!! An der Uferpromenade flanieren schon jede Menge spanische Familien, die hier die Osterwoche verbringen und „Semana Santa“ feiern.
Freitag, d. 19. April, Portonovo – Das Aprilwetter wird uns doch noch eine Weile erhalten bleiben. Zwar scheint bei sommerlichen Temperaturen auch heute noch die Sonne, aber der Wetterbericht kündigt in den nächsten Tagen viel Starkwind an – und ab übermorgen auch wieder Regen, Regen, Regen. Wir werden uns also noch eine Weile in den Rias aufhalten, bevor wir uns wieder auf den Atlantik wagen…
Samstag, d. 20. April, Portonovo – Wie verrückt ist das denn?! Heute mit der Familie in Deutschland telefoniert. Sie bereiten sich dort auf ein Osterfest mit sommerlichen Temperaturen vor! Ein dickes Hochdruckgebiet über Osteuropa lenkt alle durchlaufenden Tiefdruckstörungen nach Süden ab – deshalb regnet es in Frankreich, Italien und: Spanien. Dort Sommer, hier: April, April!
Wir werden uns die Laune dennoch nicht verderben lassen. Heute im Mercado erstmal Muscheln, Gambas und Vino de Albarino für ein romantisches Abendessen im Cockpit gekauft. Hoffentlich hält das Wetter! Zur Not werden wir uns dick einmummeln!
– *Vorherigen Törnbericht lesen* – Nächsten Törnbericht lesen –
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