Juni 2015, Algarve: Es wird Nacht, wir sitzen im Cockpit – und wissen nicht, wohin mit unseren Sinnen. Im Westen, über der Skyline von Faro, geht glutrot die Sonne unter. Im Osten, hinter den Dünen der Ilha da Culatra, schiebt sich silberhell der Mond in den Abendhimmel. Ein lauer Südwind trägt den Duft der Strandheide zu uns hinüber, und auf den Sänden des Watts beginnt das Konzert der Wattvögel. Das ist wie Kino!
Es sind Erlebnisse wie diese, die uns – trotz unserer aufregenden Schieflage in den Prielen von Troia – immer wieder in die Flussläufe und Wattlandschaften ziehen. Eine nach der anderen haben wir seither in der Algarve besucht, und obwohl diese Lagunen nicht immer leicht anzusteuern sind, freuen wir uns schon auf die nächste! :::::::
Samstag, d. 23.5.: Wir wollen weiter. Irgendwie trauen wir der Wasserqualität in der Lagune von Alvor nicht mehr so richtig. Zwar füllt sich jetzt – das Pfingstwochenende beginnt – die Lagune mit Wochenendtouristen und kleinen Motorbooten. Alle baden. Aber wir mögen nicht mehr so richtig. Also: segeln wir weiter.
Gegen Abend kommen wir in Portimao an. Mittlerweile sind wir voll im Anker-Modus. Das schont nicht nur die Bordkasse, sondern macht auch mehr Spaß. Wir suchen uns also auch hier ein Plätzchen in der Bucht – direkt vor einem alten Fort und dem „Club Nauto“. Weil es schon zu spät zum Kochen ist, gönnen wir uns ein leckeres Abendessen im Club. Leider gibt es dort aber nicht nur gutes Essen, sondern auch Musik, und zwar bis spät in die Nacht. Erst um drei Uhr verstummen die Techno-Beats!
Sonntag, d. 24.5.: Wir sind ziemlich müde, stehen aber trotzdem um halb acht auf und fahren mit dem Dingi zum Walken und Yoga an den Strand. Danach schwimmen wir vom Schiff aus, und diesmal ist das Wasser klar! Mittags machen wir mit dem Dingi einen Ausflug ins nächste Fischerdorf, Ferragudo. Direkt am Anleger finden wir ein kleines Restaurant. Die Fischtheke ist: draußen. Wenige Meter vor den Tischen werden die Fische ausgenommen, gewaschen, filetiert – und dann durch die Tischreihen in die Küche ins Innere gebracht. Nettes Schauspiel … Wir bestellen „Squid“, nur leicht gegrillt, mit viel, viel Knoblauch und Zwiebeln. Danach sind wir so müde, dass wir sofort zurück zum Schiff fahren und uns erstmal ausschlafen. Irgendwie stecken uns immer noch die Techno-Beats der letzten Nacht in den Knochen.
Montag., d. 25.5.: Wir sind immer noch in der Bucht von Portimao. Im Club Nauto geht es jetzt geruhsamer zu, und es gefällt uns gut in der Bucht! Erst morgen werden wir in den Hafen gehen, weil wir wieder etwas Wasser tanken müssen….
Mittwoch, d. 27.5.: Sind in Albufeira gelandet, einer ziemlich künstlichen Marina, die den Mittelpunkt einer Ferienanlage bildet. Alles ist ziemlich eng. Der Strand allerdings ist nicht ohne: langer, breiter Sandstrand vor Felsenkulisse. Auch das Städtchen selbst ist nett – viele enge Gassen, tolle Ausblicke. Trotzdem zieht es uns weiter.
Samstag, d. 30.5.: Seit zwei Tagen sind wir in der Marina Vilamoura, einem Ferienort der „gehobenen Ansprüche“. Wir liegen direkt vor dem hiesigen Tivoli-Hotel, hier flanieren die, die reich sind oder es gerne wären; und an der Wasserkante vor uns sehen wir die Motoryachten der Luxus-Klasse. Dort wird morgens der Hummer an den Steg geliefert, und die Köchin steht mit strengem Blick an der Gangway und behält den Überblick.
Wir wiederum machen unser Frühstück selbst, nachdem wir von unserem morgendlichen Strandlauf zurückkommen. Danach erkunden wir den Ort, erledigen ein paar Einkäufe und heuern einen Segelmacher an, der uns eine Abdeckung für unsere großen Fenster schneidern soll. Schon jetzt wird es durch die Sonne innen sehr heiss! Wie soll das erst im Hochsommer werden?!
Sonntag, d. 31.5. : Endlich wieder in die Natur! Für heute sagt der Wetterbericht leichte bis mäßige Winde aus West bis Nordwest voraus. Das ist die richtige Brise, um mit dem Gennacker weiter bis in die Lagunenlandschaft von Faro zu segeln. Schon viele Segelfreunde haben uns davon vorgeschwärmt, und wir wollen unbedingt hin. Punkt 11 Uhr – nach unserem morgendlichen Walking- und Yoga-Programm am Strand – heisst es: Leinen los.
Der Wind ist milde, und Anfangs haben wir tatsächlich nur 3-4 Windstärken – also packen wir den Genacker aus. Eine Zeitlang rauschen wir durch Wellen, Wind und Sonne, machen bis zu 7 Knoten Fahrt und sind hochzufrieden mit der Welt. Dann aber – ganz plötzlich – brist es auf, und wir pflügen mit satten 5 Windstärken und über 9 Knoten durch die Wellen. Jochens Augen leuchten, aber ich bekomme langsam Panik: Wenn das so weitergeht, kriegen wir dann den Genacker wieder rein in den Sack? Oder müssen wir weitersegeln bis Afrika? Wir haben kein Groß stehen, und damit keinen Windschatten für das Bergen…. Ich habe bange Minuten, als Jochen allein auf dem Vorschiff den Genacker birgt. Er hat tatsächlich ganz schön zu schaffen. 15 Minuten später allerdings ist der Spuk wieder vorbei, umsonst die ganze Panik. Der Wind ist wieder eine leichte Sommerbrise – und jetzt, unter Genua, schippern wir nur noch ganz langsam der Einfahrt in die Lagune von Faro entgegen.
Gegen 16 Uhr werfen wir unseren Anker vor der Ilha da Culatra. Um uns herum die beeindruckende Kulisse der Stadtlandschaften von Faro und Olhao, im Hintergrund die Berge der Serra de Monte Figo. Auf der anderen Seite nicht als Dünen, Sand und Meer. Hier gefällt es uns!
Kaum ist der Anker gefallen, kommen auch schon unsere Ankernachbarn vorbei, um hallo zu sagen. Wir lernen die Schweizerin Inge kennen, die hier mit ihren beiden Kindern Eric und Amorisette auf ihrem Schiff überwintert hat und weiter nach Südamerika will. Außerdem treffen wir Manfred und Katrin mit ihren Kindern Emilia, Paul und Lolo – gerade mal ein Jahr alt. Sie suchen gerade ein Plätzchen, wo sie ihr Schiff lassen können, denn im August kommt Emilia in die Schule, und dann geht es erstmal zurück in die Heimat. Nette Bucht, nette Leute!
Montag, d. 1.6. .: Versorgt mit vielen Tips gehen wir am nächsten Tag erstmal ausgiebig im kleinen Laden der Insel einkaufen. Die Insel ist sehenswert: Anscheinend ist sie so eine Art Aussteigertreff, denn viele Yachties überwintern hier in den Lagunen, und teilweise haben sie sich in kleinen Hütten niedergelassen. Im Dorf gibt es keine Strassen, zwischen den Häusern ist einfach nur Sand, und ab und zu liegen zur Bequemlichkeit ein paar Platten oder Holzstege auf dem Boden. Der Inselladen hat allerdings – wir staunen – alles, was man braucht. Es gibt frisches Fleisch, und auch das Gemüseangebot kann sich sehen lassen. Wir kaufen, was wir tragen können und richten uns für ein paar nette Tage vor Anker ein.
Dienstag, d. 2.6.: Unser dritter Tag vor Anker in der Lagunenwelt von Faro. Wieder gehen wir morgen walken, und ich lege eine kleine Yoga-Runde am Strand ein. Die Fischer kennen mich wahrscheinlich schon und werden sicherlich schmunzeln, wenn ich wieder mal meine Beine verrenke.
Nachmittags besuchen wir Manfred und Katrin auf ihrem Katamaran. Wir staunen! Das Schiff ist riesig – und man lebt dort fast wie in einer kleinen Wohnung. Die beiden und auch ihre drei Kinder sind wirklich nett. Wir hoffen, dass wir sie demnächst wiedersehen!
Zum Abendessen geht es zurück auf unsere TinLizzy. Wir brutzeln uns ein leckeres Reisgericht mit Geschnetzeltem – und dann geht es zum Essen in unser Bordkino. Heute Abend ist Vollmond. Der Mond wird fast zeitgleich mit Sonnenuntergang aufgehen. Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen!
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